Grünen-Parteipräsidentin Regula Rytz zur Klimadebatte
«Es braucht einen grundsätzlichen Wandel»

Regula Rytz über ihre Haltung zur Klimabewegung Extinction Rebellion und zum Vorwurf, die Grünen wollten nicht auf Technologie setzen, um den Planeten zu retten.
Publiziert: 13.10.2019 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2019 um 17:26 Uhr
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Grünen-Parteipräsidentin Regula Rytz: «Es braucht grundsätzlichen Wandel»
Foto: KEYSTONE
Interview: Dana Liechti

SonntagsBlick: Frau Rytz, Sie unterstützen die Forderungen der Klimajugend. Wie stehen Sie zu Extinction Rebellion?
Regula Rytz: Die Klimajugend ist maximal glaubwürdig und kämpft für ihre Zukunft. Deshalb findet sie in der Schweiz auch Gehör. Extinction Rebellion dagegen scheint vor allem in Grossbritannien oder Deutschland aktiv zu sein. Anders als in unserer direkten Demokratie sind dort Protestaktionen die einzige Möglichkeit, um die Politik ausserhalb der Wahlen zu beeinflussen.

Sie empfinden zivilen Ungehorsam also als nötig?
Die Berichte der Klimaforschung belegen die Dringlichkeit des Handelns. Wenn die Regierungen wegschauen, dann bleibt am Schluss nur der laute Protest. Zentral ist dabei das Bekenntnis zur Gewaltfreiheit.

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XR wird als antidemokratisch bezeichnet. Das unterstützen Sie?
Falls das stimmt, wäre es falsch. Es gibt keine Abkürzung. Wir müssen mit Fakten und fairen Lösungen das Vertrauen für demokratische Veränderungen schaffen.

Was halten Sie von der geforderten Abkehr vom Kapitalismus?
Auch aus Sicht der Grünen braucht es einen grundsätzlichen Wandel, um die Klimakrise zu überwinden. Wir verstehen darunter den Umbau der heutigen Verschwendungsgesellschaft zu einer sozialen Kreislaufwirtschaft. Wohlstand muss von Naturzerstörung entkoppelt werden. All das kann im Rahmen unseres Politik- und Rechtssystems demokratisch beschlossen werden.

Auch in der wachstumsorientierten Wirtschaft gibt es immer wieder Innovationen, die beim Kampf gegen die Klimakrise helfen könnten.
Ja, neue Technologien sind ein Teil der Lösung. Wir Grünen fordern zum Beispiel, dass ab 2030 keine neuen fossilen Fahrzeuge mehr auf den Markt kommen. Das wird einen Innovationsschub auslösen. Begleitend dazu muss die Politik die richtigen Rahmenbedingungen schaffen.

Klimaaktivisten bezweifeln, dass Technologien allein reichen werden.
Das stimmt. Wir brauchen sowohl die Technologie als auch Reformen bei unserer Wirtschafts- und Lebensweise. Mehr teilen, reparieren, wiederverwerten. Und mit neuen Handelsregeln Sozial- und Umweltrechte stärken.

Ein Ingenieur, der eine CO2- Recycling-Anlage entwickelt hat, wirft den Grünen vor, sich nicht dafür zu interessieren. Bei der SVP hingegen stiess er auf offene Ohren. Setzen Sie lieber auf Angstmacherei als auf pragmatische Lösungen?
Ich besuche immer wieder innovative Unternehmen, zum Beispiel im Bereich synthetische Treibstoffe. Und beim CO2-Re­cycling ist Grünen-Nationalrat Bastien Girod an der Schnittstelle von ETH-Forschung und seinem Präsidium des Abfallverwertungs-Verbandes mittendrin. Die Cleantech-Branche ist so stark in der Schweiz, dass wir nicht mit allen Unternehmen direkte Kontakte pflegen können.

Was tun die Grünen konkret, damit solche Technologien gefördert werden?
Wir setzen uns für eine gross- zügige Finanzierung von Forschung, Bildung und Innovation ein sowie für ein griffiges CO2-Gesetz. Dieses wird neue Lösungen rascher in die Märkte bringen und den CO2-Preis erhöhen. Genau dieses CO2-Gesetz will die SVP mit einem Referendum bekämpfen. Wenn jemand die Innovation bremst, dann die SVP.

Was ist Ihre Strategie?
Wir fordern vom Parlament, dass es den Klimaschutz priorisiert. Darum haben wir bereits den Vorschlag gemacht, nach den Wahlen den Sitzungsrhythmus zu verdoppeln. Mit Naturgesetzen ist nicht zu spassen.

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