Tausende männliche Küken werden in der Schweiz jeden Tag getötet, weil sie für die Legehennenzucht nicht gebraucht werden können. Seit Anfang Jahr ist es verboten, die Tiere lebend zu schreddern. In der Praxis ändert sich damit allerdings kaum etwas. Die Methode wird in der Branche schon lange nicht mehr angewandt. Die allermeisten Küken werden heute vergast.
Grünen-Nationalrätin Meret Schneider (28) will auch dieser Tötungsmethode nun ein Ende setzen. In einem Vorstoss, den sie diese Tage im Parlament einreicht, fordert sie ein Vergas-Verbot lebender Küken. Die Tötung der männlichen Küken sei «eine der grössten Missstände im Schweizer Tierschutz», sagt die Zürcherin.
«Wollen das Problem nicht zum Schein lösen»
Daniel Wuergler hingegen, als Präsident der Vereinigung GalloSuisse sozusagen der oberste Eierproduzent im Land, spricht von einem «Dilemma». «Schon seit Jahren versuchen wir, eine Alternative zu finden, die gesamtheitlich besser abschneidet und für Konsument und Produzent eine nachhaltige Lösung bietet», sagt er. Allerdings sei das leichter gesagt als getan. Vielversprechend galt lange die Geschlechtsbestimmung im Ei. Allerdings ist diese Methode bis heute nicht massentauglich. «Inzwischen wagt keiner mehr eine Prognose, bis sie markttauglich ist», sagt Wuergler.
Der zweite Ansatz ist, die männlichen Küken nicht auszusortieren, sondern sie zu mästen und für die Fleischproduktion zu nutzen. Nur: Die Legehennenrassen setzen nicht viel Fleisch an, es braucht mehr Ställe und Futter und das Pouletfleisch wird teurer. Daher ist diese Lösung bislang nur etwas für den Nischenmarkt. «Uns aber ist wichtig, eine Lösung zu finden, mit der wir den kompletten Markt umstellen können», sagt Wuergler. «Wir wollen das Problem nicht einfach zum Schein lösen.»
Weitere Vorstösse in der Pipeline
Grünen-Nationalrätin Schneider betont, dass ihr Vorstoss sich nicht gegen die Landwirte richte. Sie sieht auch die Konsumenten in der Pflicht. «Der heutige Konsum ist in diesem Mass nicht tragbar», sagt sie. Die Veganerin setzt sich seit Jahren vehement für den Tierschutz ein. Sie ist der Kopf hinter der Initiative, die der industriellen Massentierhaltung einen Riegel schieben will.
Seit vergangenem Herbst im Nationalrat, will sie nun auch im Parlament Druck machen. Das Vergas-Verbot für Bibeli ist nicht ihr erster Vorstoss zum Thema Tierschutz – und wird auch nicht ihr letzter sein. Ein nächster ist ebenfalls bereits ausformuliert und wird in diesen Tagen eingereicht. Darin fordert Schneider, dass Schweine künftig nicht mehr auf nacktem Beton gehalten werden dürfen, sondern in allen Ställen Stroh liegen muss. Heute ist Einstreu in konventionellen Betrieben nicht Pflicht. Das betrifft rund vier von zehn Schweinen.
Diese Woche haben «Kassensturz» und «Tages-Anzeiger» über unhaltbare Zustände in Schweizer Schweinemast-Betrieben berichtet. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen räumte Handlungsbedarf ein.