Gripen-Herstellerin Saab greift wieder an
Schweden gehen schon vor dem Anpfiff in die Offensive

Dass die Schweiz 2014 kein Geld für ihre Gripen-Kampfjets ausgeben wollte, war für Saab eine Ohrfeige. Trotzdem platzieren die Schweden die spitze Nase ihres Jets wieder vorne: Sie haben ihre Kampagne gestartet, obschon die Offertanfrage aussteht.
Publiziert: 02.07.2018 um 13:09 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:58 Uhr
Andrea Willimann

Am Dienstag gilt es ernst: Dann duellieren sich Schweden und die Schweiz auf dem Fussballfeld. Politik und Wirtschaft hoffen, dass der Ausgang des WM-Achtelfinals nicht für Missstimmung sorgt. Schliesslich will Schweden mit der Schweiz ins Geschäft kommen. Mit Kampfjets. Die schwedische Regierung erwartet in den nächsten Tagen eine Offertanfrage aus Bern für den Gripen E.

Der Bundesrat will acht Milliarden Franken für neue Kampfflugzeuge und ein bodengestütztes Raketensystem ausgeben. Obschon das Parlament und wohl das Volk bei Abstimmungen ein wichtiges Wort mitreden, schreibt er bereits an seinem Einkaufszettel.

Detaillierte Offertanfrage wird diese Woche erwartet

Zuerst hat der Bundesrat mögliche Einkaufsläden verraten: Dazu gehört neben Saab für den Gripen E, Airbus für den Eurofighter, Dassault für die Rafale, Boeing für den F/A-18 Super Hornet und Lockheed Martin für den F-35. Dann folgte der Beschrieb, was die neue Luftraum-Verteidigung können muss. 

Diese Woche soll der Bundesrat den Rest nachlegen. Im «Offert-Aufruf» formuliert er Sonderwünsche wie die Benutzung von Schiessplätzen und Überschallzonen, die Verwendung von Flugsimulatoren oder Logistik bei internationalen Übungen.

Über diesen Teil der Offertanfrage, der weit über die technischen Anforderungen an Jets und Raketensysteme hinausgeht, müssen die Regierungen der Herstellerländer Bescheid wissen.

Saab setzt auf Frühstart

Saab zündete den Nachbrenner für ihre Kampagne aber bereits vergangene Woche. Die Schweden luden Schweizer Medien auf das Gripen-Gelände nach Linköping ein. Saab will ein zweites Mal um den Schweizer Milliarden-Auftrag kämpfen – trotz Mankos.

Der grösste Nachteil für den Gripen ist das Verlierer-Image von 2014, das Saab natürlich herunterspielt. «Das Schweizer Volk stimmte nicht mit Nein zum Gripen, sondern sagte Nein zum Ersatz der F/A-18 und Nein zum Budget», so Jonas Hjelm, Aeronautic-Chef von Saab. Ein grosser Teil der Schweizer habe ihr Angebot gut gefunden. Der weiterentwickelte Gripen E sei noch besser. 

Noch gibts keinen Jet aus Serienproduktion

Aufzeigen muss das schwedische Unternehmen zudem, dass es die Serienproduktion bis 2025 im grossen Stil herauffahren kann. Denn die Schweden selbst wollen 60 Jets bis 2026 für ihre Luftwaffe. 36 Jets hat Brasilien bestellt. Aktuell sind erst fünf Flugzeuge in der Produktion, ein einziger fertiger Gripen E im Testeinsatz.

Auch den Schweizer Journalisten konnte Saab vergangene Woche in der Luft nur einen alten Gripen der Urserie vorführen, in dem die komplette Ausrüstung des Gripen E eingebaut ist.

Eignet sich der Gripen E für den Luftpolizeidienst?

Auf diese E-Ausrüstung sind die Schweden stolz. Vor allem auf ihre neue Avionik – das sind die hochkomplexen IT-Systeme im Jet – und die elektronischen Waffensysteme. Aber ob dieser Zusatznutzen im Wettbewerb sticht? Denn die Schweizer brauchen weniger eine angreifende, als eine verteidigende, neutralitätssichernde Luftwaffe.

Laut dem bundesrätlichen Wunschzettel sollen die neuen Jets zwar erdkampffähig sein und Bodenziele aus der Luft angreifen können. Aber die Schweden müssen überzeugen, dass sich ihr Gripen E auch für tägliche Luftpolizeidienste eignet. Ihre bisherige Antwort darauf: Der Gripen E sei gut betankbar und daher ausdauernd in der Luft. 

Die Schweden glauben einen Vorteil zu haben: «Wir sind kampferprobt in der Schweizer Demokratie», sagt Rustan Nicander, Chef Saab Schweiz.

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