Die Chefetagen grosser börsenkotierter Unternehmen sollen künftig nach gesetzlichen Richtwerten zusammengesetzt sein. So fordert es die Rechtskommission des Nationalrats. Eine Mehrheit schloss sich am Montag den Plänen des Bundesrats an, wonach Frauen mindestens zu 30 Prozent im Verwaltungsrat und zu 20 Prozent in der Geschäftsleitung vertreten sein müssen (Männer natürlich ebenfalls).
«Nicht mehr als ein Ja zur Minimallösung»
Die Linke hätte sich eine höhere Quote gewünscht. SP-Nationalrätin Yvonne Feri (51, AG), Co-Präsidentin der Parlamentarischen Frauengruppe: «Der Entscheid der Rechtskommission ist ein Ja zur Minimallösung, mehr nicht.»
So weit, so unspektakulär. Nun aber wird auch Kritik an der Anstellungspraxis der Bundesverwaltung laut. Nicht nur bei Privatunternehmen, sondern auch dort sind Frauen in Führungspositionen noch immer krass untervertreten. Angaben für 2016 zeigen, dass im mittleren Kader 32,2 Prozent der Angestellten Frauen sind – im oberen Kader gar nur 19,3 Prozent. «Zwar steigt der Frauenanteil im Kader der Verwaltung, aber es geht zu langsam», sagt die Grünen-Nationalrätin Maya Graf (55, BL).
Vorgaben des Bundes werden nicht erfüllt
Der Sollwert, den sich der Bund in beiden Kategorien selbst verordnet hat, wird nach wie vor nicht erreicht. Im mittleren Kader müssten eigentlich 33 bis 40 Prozent Frauen, im oberen 20 bis 25 Prozent tätig sein. Quoten, die «nicht wirklich ambitioniert» seien, kritisiert Graf.
Die Departemente unterscheiden sich dabei allerdings beträchtlich. Im Innendepartement von Bundesrat Alain Berset (45) ist das obere Kader zu 32,1 Prozent weiblich – bei Finanzminister Ueli Maurer (66) lediglich zu 16,5 Prozent. Daran vermochte auch die Amtszeit seiner Vorgängerin Eveline Widmer-Schlumpf (61) wenig zu ändern.
«Der Bund muss sich mehr anstrengen, um die Frauen zu gewinnen», so Feri. Die Verwaltung solle auf spezielle Jobvermittler zurückgreifen, die Frauen in Führungsfunktionen beraten. Graf wiederum, Co-Präsidentin des Frauendachverbandes Alliance F, setzt sich im Parlament derzeit vor allem für eine angemessene Vertretung der Geschlechter in der Landesregierung ein.
«Aber es ist klar, dass wir auch den zu kleinen Frauenanteil in Kaderpositionen in der Bundesverwaltung unter die Lupe nehmen müssen.»