GLP-Mäder will digitales Bargeld
E-Franken soll anonymes Zahlen ermöglichen

Bezahlt man digital, weiss die Kreditkartenfirma wo, wann und wie viel bezahlt wurde. Das will GLP-Nationalrat Jörg Mäder ändern: Er fordert digitales Bargeld.
Publiziert: 08.10.2022 um 10:37 Uhr
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Immer weniger greifen die Menschen beim Zahlen zu Bargeld.
Foto: Keystone
Thomas Müller

Bargeld ist vom Aussterben bedroht. Mehr und mehr Menschen zahlen mit Twint oder Kreditkarte. Das schwere Portemonnaie voller Münzen hat ausgedient. Denn digital zahlen ist für viele Menschen schlicht praktischer und das Smartphone sowieso meist griffbereit.

Doch diese Entwicklung hat auch Nachteile. Zahlt man digital, hinterlässt man eine Datenspur. «Kaufe ich eine Zeitung am Kiosk mit Bargeld, dann erinnert sich vielleicht der Kioskbesitzer kurz an mich», sagt GLP-Nationalrat Jörg Mäder (47). «Aber wenn ich mit der Karte bezahle, dann weiss meine Bank, wann und wo ich für wie viel eingekauft habe.»

GNU-Taler der Berner Fachhochschule

Deshalb hat der Grünliberale im Nationalrat einen Vorstoss lanciert. Dieser fordert, dass der Bund aufzeigt, wie und in welchem Zeitraum man ein «anonymes elektronisches Zahlsystem» durch die Schweizer Nationalbank einführen könnte.

Im Blick hat Mäder dabei den sogenannten GNU-Taler. Diese digitale Währung wurde an der Berner Fachhochschule entwickelt. Es handelt sich dabei nicht um eine Kryptowährung à la Bitcoin, sondern um eine digitale Kopie des Schweizer Frankens. Spekulieren liesse sich damit nicht, denn der Wert wäre an den Schweizer Franken gekoppelt. Zahlen aber schon. An Snackautomaten der Berner Fachhochschule kann man das bereits.

Nationalbank hält E-Franken für machbar

Die Nationalbank hat intern überprüft und aufgezeigt, dass ein E-Franken mit dieser Technologie machbar wäre. Der grösste Kritikpunkt bei digitalen Währungen lässt sich im Fall des GNU-Talers nicht anbringen: Zur Geldwäsche liesse er sich kaum nutzen.

Denn: Wer den E-Franken bekommt, muss ihn danach bei seiner Bank zu echtem Geld umtauschen und kann ihn nicht gleich weiterverwenden. Anonym bleibt also nur der Käufer. Der Empfänger des digitalen Geldes muss seine Einkünfte bei der Bank melden.

Es ginge ihm auch nicht um die Zahlung grosser Beträge, sagt Mäder. «Es geht um den Alltag der Menschen, also das Bier in der Beiz, die Wurst am Dorffest oder ein Getränk am Kiosk.» Ziel sei es, die praktischen Vorteile des elektronischen Zahlens mit der Anonymität des Bargelds zu kombinieren.

Viel tiefere Gebühren

Für Geschäfte könnte ein E-Franken einen willkommenen Nebeneffekt haben. Zahlen Kunden mit der Karte oder mit Twint, fallen vergleichsweise hohe Gebühren an. Nicht so beim GNU-Taler: Hier liegen die Kosten pro Transaktion weit unter einem Rappen.

Verschiedene Nationalräte – von den Grünen bis zur SVP – haben Mäders Anliegen mitunterzeichnet. Die Chancen, dass der E-Franken im Parlament auf Zustimmung stösst, stehen also nicht schlecht.

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