Nach der tragischen Attacke in Frankfurt ist der Tenor bei der SVP klar: «Seit jeher» kritisiere sie «die lasche Asylpolitik gegenüber Eritreern», rühmt sich die SVP Zürich in einer gestern publizierten Medienmitteilung. «Diese abscheuliche Tat zeigt einmal mehr auf, dass es sich bei solchen Personen um nichtintegrierbare Gewalttäter handelt, die in der Schweiz nichts verloren haben», heisst es darin weiter.
Die Partei schien regelrecht aufzujauchzen, dass nun endlich eines ihrer Wahlkampfthemen so richtig lanciert ist. «Wer nach der abscheulichen Tat in Frankfurt tatsächlich noch meint, dass das Thema Klima das grösste Problem Europas ist, verkennt die Lage vollends», schrieb etwa der Basler SVP-Politiker Joël Thüring (35).
Äusserungen sorgen sogar parteiintern für Kritik
Schnell wurde der psychisch kranke Eritreer (40), der mutmasslich einen achtjährigen Knaben vor einen einfahrenden ICE stiess, zum Paradebeispiel des gewalttätigen Ausländers. Er wurde instrumentalisiert, um die aus SVP-Sicht verfehlte Asylpolitik der Schweiz anzuprangern. So forderte Fraktionschef Thomas Aeschi auf Twitter, dass die Politik gegenüber Eritrea geändert werden müsse – platziert über einem verlinkten Artikel zum tragischen Vorfall in Frankfurt.
Das sorgt sogar parteiintern für Kritik: «Dass der tragische Vorfall in Frankfurt – auch von einzelnen Parteikollegen – ausgeschlachtet wird, finde ich nicht in Ordnung», sagt der Zürcher SVP-Politiker Michael Frauchiger (29) zu BLICK.
Der Vorfall in Frankfurt geht dem Nationalratskandidaten nahe. Er habe schon mit eigenen Augen erlebt, wie jemand unter den Zug gekommen ist: «Das sind Bilder, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen.»
«Unter solchen Äusserungen leiden die Angehörigen»
Die fehlende Sensibilität seiner Parteikollegen kann er nicht nachvollziehen: «Sie scheinen zu vergessen, wie viel Leid dahintersteckt, dass da ein achtjähriges Kind gestorben ist!» Frauchiger sieht eine rote Linie überschritten: «Gewalttaten sollten nie für politische Zwecke missbraucht werden, egal, von wem!»
Und selbst wenn, hätte man die Geschichte wenigstens einige Tage ruhen lassen sollen, ehe man aus ihr politischen Profit zu schlagen versucht, meint Frauchiger. «Denn unter solchen Äusserungen leiden die Angehörigen des Opfers und alle Beteiligten!»
«Das geht mir auf den Sack!»
Auch mit der Medienmitteilung seiner Kantonalpartei ist er alles andere als zufrieden: «Das alle Eritreer in einen Topf geschmissen werden, geht mir auf den Sack!», wird Frauchiger deutlich. «Pauschalisierung finde ich im Allgemeinen nicht in Ordnung.»
Wo er aber hinter seiner Partei steht: «Es stimmt, dass viele Eritreer schwer integrierbar sind und Probleme bereiten», sagt er. «Darauf soll man auch aufmerksam machen können.»