Das Verhältnis der Schweiz zur EU, die Klimaproblematik und die Gesundheitskosten – mit diesen drei Themen bestückte Moderator Sandro Brotz (49) seine «Wahl-Arena». Nach den ersten beiden Sendungen im Rheinhafen Basel und auf dem Jungfraujoch geht heute Abend die dritte Sendung in einer Apotheke in Buchs AG über die Bühne.
Just heute flattert Brotz auch ein offener Brief der SP in den Briefkasten. In diesem macht Vizefraktionschefin und Wahlkampfleiterin Nadine Masshardt (34) ihrem Ärger Luft.
«Stossendes Versäumnis»
«Am 14. Juni ging am Frauenstreik eine halbe Million Frauen im ganzen Land auf die Strasse und forderte mehr Geld, Zeit und Respekt», schreibt Masshardt an die Adresse der «Arena»-Verantwortlichen. Das sei die bisher grösste politische Demonstration in der Geschichte der Schweiz gewesen. Dass die Politsendung die Gleichstellungs-Frage vor den Wahlen nicht thematisiere, «ist ein stossendes Versäumnis».
Und weiter: «Eine Sendung, die den Anspruch hat, das führende politische Debattenforum zu sein, darf eine der dringlichsten Fragen der heutigen Zeit nicht einfach übergehen», moniert Masshardt. Sie fordert Brotz deshalb auf, eine zusätzliche Wahl-Arena zum Thema Gleichstellung anzusetzen.
«Diskussionsstoff gibt es zur Genüge», führt die SP-Frau gegenüber BLICK aus. Nicht nur die weiterhin bestehende Lohndiskriminierung zwischen Mann und Frau nennt sie als Debattenpunkte, sondern auch fehlende Krippenplätze und Elternzeit, Carearbeit und Teilzeitjobs, häusliche Gewalt oder mangelnder Schutz gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.
Frauenuntervertretung auch in der Arena
«Hinzu kommt die Untervertretung der Frauen in Politik und Wirtschaft – und selbst in der Wahl-Arena», so Masshardt. Sie hat nämlich die Gästelisten der drei Sendungen unter die Lupe genommen. «Nur acht der 21 eingeladenen Diskussionsgäste sind weiblich. In der Gletscherhöhle des Jungfraujochs zum Thema Klima stand eine einzige Frau in der ersten Reihe – neben vier Männern», kritisiert die Bernerin. «Die Geschlechterverteilung ist klar ungenügend.» Solche Missverhältnisse gelte es künftig zu vermeiden, appelliert sie an Brotz.
Dass der Frauenanteil in den drei Sendungen mit 38 Prozent höher war als aktuell im Nationalrat (32 Prozent) oder im Ständerat (13 Prozent), lässt Masshardt als Entschuldigung nicht gelten. «Entscheidend ist das gesellschaftliche Abbild, welches auch in der Arena seinen Niederschlag finden muss – also ein Frauenanteil von 50 Prozent», so Masshardt. Für sie ist klar: «Eine Debatte über Gleichstellung ist mehr als dringend.»