Unzählige Jugendliche beginnen heute eine Lehre. Der Start ins Berufsleben ist aber für viele alles andere als einfach: Ein Drittel der Stifte sind schon einmal sexuell belästigt worden, schreibt die Gewerkschaft Unia, die dafür 800 Lehrlinge befragt hat.
Vier von fünf Frauen betroffen
Frauen seien mit 36 Prozent stärker betroffen als Männer (25 Prozent). Werde der Blick über den Arbeitsplatz hinaus auf Schule und Privatleben ausgeweitet, so seien die Zahlen noch deutlich höher. Vier von fünf Frauen hätten angegeben, schon eine Art sexueller Belästigung erlebt zu haben — bei den Männern sei es knapp die Hälfte gewesen.
Auch abgesehen von unerwünschten Belästigungen ist die Lehre gemäss Unia «kein Zuckerschlecken». Rund ein Drittel der Befragten hätten berichtet, dass sie selber bei der Arbeit schon Mobbing erlebt hätten. 70 Prozent fühlten sich zudem regelmässig gestresst und fast zwei Drittel müssten mindestens ab und zu Überstunden leisten, obwohl dies bei Lernenden nur in Ausnahmefällen zulässig sei. Fast die Hälfte fühle sich mindestens ab und zu bei der Arbeit überfordert.
Gewerkschaft fordert besseren Schutz
Die Unia fordert angesichts der Resultate der Umfrage, dass der gesetzliche Schutz der Lernenden zwingend durchgesetzt werden müsse, etwa was Überstunden und Nachtarbeit betreffe. Um der Problematik der sexuellen Belästigung gerecht zu werden, sollten Unternehmen eine Nulltoleranz-Praxis durchsetzen und klare Reglemente erlassen, eine Anlaufstelle in- oder ausserhalb des Betriebs schaffen und Sanktionen für fehlbare Mitarbeitende vorsehen.
Unter Belästigung fasst die Unia verschiedene Arten von Grenzüberschreitungen und Übergriffen. Oft träten diese kombiniert auf: Die am weitesten verbreitete Form seien sexuelle Anspielungen oder abwertende Bemerkungen. Aber nur gerade 16 Prozent aller Betroffenen seien ausschliesslich von dieser Art der Belästigung betroffen. Dies zeige auch, dass oftmals auf eine erste Grenzüberschreitung eine weitere und häufig schwerwiegendere folge, so die Unia.
An der Umfrage der Gewerkschaft Unia nahmen 812 Personen teil, davon 514 online und 298 per schriftlichen Fragebogen. 61 Prozent der Teilnehmenden waren weiblich, 30 Prozent männlich und neun Prozent machten keine Angaben oder kreuzten die Kategorie «anderes» an. (SDA/brb)