Der Kampf gegen längere Ladenöffnungszeiten ist für die Gewerkschaft Unia noch lange nicht beendet. Eine von ihr durchgeführte Umfrage zeigt, dass eine grosse Mehrheit des Verkaufspersonals das in der parlamentarischen Beratung stehende nationale Gesetz ablehnt.
Der Nationalrat diskutiert das neue Ladenöffnungsgesetz am kommenden Montag. Dieses würde den Kantonen und Gemeinden Mindestöffnungszeiten werktags von 6 bis 20 Uhr und samstags von 6 bis 18 Uhr beziehungsweise 19 Uhr vorschreiben. Konkret führte dies in 14 von 26 Kantonen zu längeren Öffnungszeiten.
Im Ständerat war das Geschäft in der Herbstsession äusserst umstritten: Mit Stichentscheid des Ratspräsidenten entschied die kleine Kammer, nicht auf die Vorlage einzutreten. Die Nationalratskommission hingegen möchte zustimmen.
Gewerkschaft: 96 von 100 Verkäufern dagegen
Für das Verkaufspersonal kommen landesweite Mindestöffnungszeiten indes nicht infrage, wie die Unia-Umfrage bei über 2500 Verkäuferinnen und Verkäufern in der ganzen Schweiz zeigt. Für die Gewerkschaft ist dies nicht überraschend: «Das neue Gesetz verschlechtert die Arbeitsbedingungen von vielen Verkäuferinnen und Verkäufern», schreibt sie.
Die Resultate sind eindeutig: 96 Prozent des befragten Verkaufspersonals lehnen das neue Gesetz ab, nur knapp 2 Prozent stimmen zu. Zwischen der Deutsch- und der Westschweiz gibt es laut Unia kaum Unterschiede, ebenso wenig zwischen Kantonen mit stark liberalisierten und solchen mit eher eingeschränkten Öffnungszeiten.
«Dass die Ablehnung noch ausgeprägter ist als in früheren Umfragen, dürfte mit der konkreten Bedrohung durch das neue Gesetz zusammenhängen», schreibt die Unia. In einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Gfk hatten sich im Jahr 2013 noch rund 85 Prozent der Verkäuferinnen und Verkäufer gegen Abend- oder Sonntagsarbeit ausgesprochen.
Unia droht mit Referendum
Das klare aktuelle Resultat erkläre sich aus verschiedenen Faktoren, teilt die Gewerkschaft mit. Schon heute seien die Verkaufsangestellten nur schlecht vor langen Arbeitstagen geschützt. Die Hälfte von ihnen unterstünden keinem Gesamtarbeitsvertrag. «Aber auch die existierenden GAV schützen kaum vor überlangen Arbeitstagen.»
Längere Öffnungszeiten machten zudem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch schwieriger. Schliesslich sei die Arbeit im Detailhandel oft prekär, der Einsatz der Beschäftigten werde wenig honoriert. Von den 320'000 Angestellten verdienen laut Unia 50'000 weniger als 4000 Franken im Monat.
Statt des Gesetzes fordern die Gewerkschafter darum einen allgemein verbindlichen, im Gesetz verankerten Gesamtarbeitsvertrag, «der die Öffnungszeiten an gute Arbeitsbedingungen knüpft». Doch die grossen Dachorganisationen des Detailhandels hätten sich bisher geweigert, darüber zu verhandeln.
Der gelbe Riese holt auf – derzeit bei den Öffnungszeiten der Schalter. In der grössten Schweizer Poststelle Post-Parc in Bern trumpft der Konzern jetzt mit langen Öffnungszeiten auf. Unter der Woche sind die Schalter von 7:30 bis 21 Uhr bedient, samstags von 8 bis 17 Uhr. Am Sonntag öffnet die Filiale von 16 bis 21 Uhr. Damit führt die Post in Bern ein, was in Zürich schon seit Jahren üblich ist: länger Schalter offen halten bis in die Nacht hinein. Beispiele: die Zürich Sihlpost hat wochentags von 6:30 bis 22:30 Uhr geöffnet (Sonntags von 10 bis 22 Uhr), Poststelle Basel 2 von 7 bis 20 Uhr (Sonntags 13 bis 18:30 Uhr), Poststelle Luzern 2 von 9 bis 20 Uhr (Sonntags 13:30 bis 17:30 Uhr) und Poststelle Lausanne 1 von 8 bis 20 Uhr (Sonntags 16 bis 19 Uhr). Eine Ausdehnung der Öffnungszeiten ist vorprogrammiert. Der Nationalrat behandelt am kommenden Montag das Bundesgesetz über die Ladenöffnungszeiten: «Eine Vorlage, die für den Detailhandel von grösster Wichtigkeit ist», sagt Patrick Marty, Leiter Geschäftsstelle IG Detailhandel zu BLICK. Die Detailhandelslobby befürwortet die geplante Teilharmonisierung der Öffnungszeiten. (uro)
Der gelbe Riese holt auf – derzeit bei den Öffnungszeiten der Schalter. In der grössten Schweizer Poststelle Post-Parc in Bern trumpft der Konzern jetzt mit langen Öffnungszeiten auf. Unter der Woche sind die Schalter von 7:30 bis 21 Uhr bedient, samstags von 8 bis 17 Uhr. Am Sonntag öffnet die Filiale von 16 bis 21 Uhr. Damit führt die Post in Bern ein, was in Zürich schon seit Jahren üblich ist: länger Schalter offen halten bis in die Nacht hinein. Beispiele: die Zürich Sihlpost hat wochentags von 6:30 bis 22:30 Uhr geöffnet (Sonntags von 10 bis 22 Uhr), Poststelle Basel 2 von 7 bis 20 Uhr (Sonntags 13 bis 18:30 Uhr), Poststelle Luzern 2 von 9 bis 20 Uhr (Sonntags 13:30 bis 17:30 Uhr) und Poststelle Lausanne 1 von 8 bis 20 Uhr (Sonntags 16 bis 19 Uhr). Eine Ausdehnung der Öffnungszeiten ist vorprogrammiert. Der Nationalrat behandelt am kommenden Montag das Bundesgesetz über die Ladenöffnungszeiten: «Eine Vorlage, die für den Detailhandel von grösster Wichtigkeit ist», sagt Patrick Marty, Leiter Geschäftsstelle IG Detailhandel zu BLICK. Die Detailhandelslobby befürwortet die geplante Teilharmonisierung der Öffnungszeiten. (uro)
Nun sei es am Nationalrat, die Anliegen des Verkaufspersonals zu berücksichtigen, fordert die Gewerkschaft. Falls dies nicht geschehe, werde gegen das Gesetz das Referendum ergreifen.
Tessin stimmt am Sonntag ab
Einen weiteren Stimmungstest gibt es bereits am kommenden Sonntag. Dann stimmt das Tessin über ein Referendum ab, das sich gegen die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten stellt. Ergriffen hat es die Tessiner Sektion der Gewerkschaft Unia. Gegen sie wendet sich die Kantonsregierung, der Einzelhandel und Tourismusverbände.
Ausländer ins Tessin zu locken, ist unter anderem das Ziel der lokalen Tourismusverbände. Verlängerte Ladenöffnungszeiten könnten dabei ein entscheidendes «Verkaufsargument» für die Tessiner Destination darstellen, teilte Ticino Turismo mit.
Gemäss einem Dekret des Tessiner Staatsrats ist das neue Gesetz an den Abschluss eines Gesamtarbeitsvertrags für die Branche gebunden. (sda)