Die Corona-Krise stellt die Arbeitswelt auf den Kopf! Homeoffice ist für Hunderttausende Arbeitnehmende zur neuen Erfahrung geworden. Schon vor dem Lockdown arbeiteten gut 1,1 Million Menschen ab und zu im Homeoffice, mit dem Lockdown kamen über 300'000 hinzu.
Eine neue Umfrage des Meinungsforschungsinstituts GFS bei 1126 erwachsenen Personen, die im März und April mindestens einen Tag im Homeoffice gearbeitet haben, zeigt nun: 60 Prozent der Betriebe haben komplett auf Homeoffice umgestellt. Jeder Vierte gibt an, dass sein Betrieb zwar regulär weiterlaufe, zusätzlich aber eine Homeoffice-Option bestehe.
Die Anzahl Stunden, die während des Lockdowns im Homeoffice geleistet wurden, hat sich gemäss GFS-Schätzung verdreifacht. Waren es im Mittel rund 10,5 Stunden pro Person und Woche vor dem Lockdown, waren es seit dem Lockdown durchschnittlich rund 32 Stunden.
Homeoffice kommt an
Und: Homeoffice gefällt den Schweizerinnen und Schweizern, wie die Umfrage im Auftrag der Mediengewerkschaft Syndicom zeigt. So waren zu 80 Prozent zufrieden mit ihrer Homeoffice-Situation während des Lockdowns.
Positive Auswirkungen sind für viele auf das Privatleben spürbar. So sagen 78 Prozent, dass sie die Zeit, die sie ohne Arbeitsweg sparen, privat sinnvoll nutzen können. Zudem sind 61 Prozent der Auffassung, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben dank Homeoffice gesteigert wurde. Nur jeder Fünfte hingegen findet, dass Familie und Partnerschaft unter Homeoffice leiden würden.
Kaum jemand weint dem wegfallenden Arbeitsweg eine Träne nach. Im Gegenteil, auch das Unternehmen profitiert davon: Zwei Drittel nutzen die gesparte Zeit beruflich sinnvoll. Und noch besser: 62 Prozent arbeiten zu Hause produktiver, 55 Prozent sind kreativer.
Kollegen fehlen
In einem Negativpunkt sind sich aber drei Viertel einig: Ihnen fehlt der informelle, soziale Kontakte im Team. Wer hätte das gedacht: Die Schweizer vermissen ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen!
Gut die Hälfte beklagt sich zudem über eine mangelhafte Arbeitsergonomie zu Hause, 13 Prozent über eine mangelhafte Technologie. Rund ein Drittel macht zudem zu wenig Pausen und hat Mühe, die Arbeitszeit zu Hause im Griff zu halten.
6 Prozent sind zudem der Auffassung, dass sie im Homeoffice vom Arbeitgeber übertrieben kontrolliert und überwacht werden.
Künftig mehr Homeoffice gewünscht
Unter dem Strich überwiegt ganz klar das Positive. Kein Wunder also, dass eine deutliche Mehrheit von 89 Prozent wünscht, dass Homeoffice im Unternehmen auch künftig als Ergänzung zur Arbeit vor Ort zugelassen werden soll. Vier Fünftel machen denn auch klar, dass sie selber künftig öfters im Homeoffice arbeiten möchten – zumindest teilweise.
Dafür soll aber die technologische Infrastruktur verbessert werden. Und der Arbeitgeber soll gewisse Kosten übernehmen.
Fast die Hälfte findet zudem, dass es im Homeoffice erlaubt sein soll, gewisse Haushaltsarbeiten zu erledigen oder die Kinder zu betreuen.
Syndicom ortet Handlungsbedarf
Die Gewerkschaft Syndicom ortet aufgrund der Umfrage Handlungsbedarf. «Es zeigt sich, dass die Arbeitnehmenden in der aktuellen Zeit Homeoffice schätzen», sagt Giorgio Pardini, Leiter Sektor ICT bei Syndicom. «Der Gesetzgeber ist nun gefordert, die Normen auf die neuen Gegebenheiten anzupassen.»
Die Rahmenbedingungen für die Arbeit zu Hause müssten verbessert werden – nicht nur mit Blick auf die Infrastruktur, sondern auch auf die Arbeitszeit und den Gesundheitsschutz.
Für Syndicom ist klar: «Unternehmen, die sich als attraktive Arbeitgeber sehen, stehen in der Pflicht, für zeitgemässe Homeoffice-Regelungen zu sorgen.» Allerdings dürfe nicht einfach dauerhaft vollumfänglich Homeoffice angeordnet werden, um Infrastruktur- und Reisekosten einzusparen. Gefragt sei vielmehr ein gesunder Mix.
Im Homeoffice kann man durchaus produktiv sein, wenn man es richtig macht. Dabei gilt es aber einige Regeln zu beachten. BLICK gibt Tipps, wie sie ihre eigenen vier Wände effizient als Büro nutzen können.
Im Homeoffice kann man durchaus produktiv sein, wenn man es richtig macht. Dabei gilt es aber einige Regeln zu beachten. BLICK gibt Tipps, wie sie ihre eigenen vier Wände effizient als Büro nutzen können.