Eine 3,5-Zimmer-Wohnung für 5600 Franken: Die Mieten, die die SBB für ihre Liegenschaften an der Zürcher Europaallee neben dem Hauptbahnhof verlangen, übersteigen so manchen Monatslohn. Wie Blick jüngst berichtet hat, besteht der begründete Verdacht, dass der Staatsbetrieb mit hohen Mieten möglichst viel Profit abschöpfen will. Darauf lässt ein internes Papier schliessen.
Nun aber versprechen die SBB, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Der Bund, der Verband der Wohnbaugenossenschaften und und die SBB haben einen Muster-Vertrag ausgehandelt, der die Abgabe von SBB-Land im Baurecht an gemeinnützige Bauträger regelt.
«Schub beim gemeinnützigen Wohnen»
Die Beteiligten sprechen von einem «Schub beim gemeinnützigen Wohnen». Auf Basis der nun vereinbarten Rahmenbedingungen könnten Projekte einfacher und schneller umgesetzt werden, heisst es in einer gemeinsamen Mitteilung. Bislang hätten Baurechtsverträge jeweils bei jedem Projekt von Grund auf neu verhandelt werden müssen.
Laut SBB strebt man an, rund die Hälfte der Wohnungen preisgünstig anzubieten – «entweder über eigene Wohnungen oder die Abgabe im Baurecht».
Genossenschaften sind skeptisch
Der Dachverband Wohnbaugenossenschaften Schweiz werde die SBB beim Wort nehmen, dass sie ihre Areale vermehrt im Baurecht an Genossenschaften abgeben wollen, sagt Verbandspräsidentin und Basler SP-Ständerätin Eva Herzog (60).
Herzog begrüsst die erzielte Einigung grundsätzlich. Sie weist aber auch darauf hin, dass die Baurechtszinse für gemeinnützigen Wohnungsbau preislich an der oberen Grenze sein werden.
Der neue Mustervertrag trage dem Umstand Rechnung, dass die SBB als Eigentümerin des Landes moderat an der Wertsteigerung der Areale teilhabe, heisst es dazu in der Mitteilung. Die SBB müssten ihre Grundstücke gezielt entwickeln und damit langfristig einen Beitrag an ein finanziell gesundes Bahnsystem leisten. Dies verlangten die strategischen Ziele des Bundes. (SDA/lha)