Zürich hat einen neuen Fan. Anfang Juni zügelte Céline Amaudruz (37) von Genf in die Zwinglistadt. Unweit des Paradeplatzes arbeitet die SVP-Nationalrätin als Direktorin im UBS-Wealth Management, wo sie superreiche Bankkunden betreut.
Die letzten Wochen stellten eine Offenbarung für sie dar: «Zürich war eine echte Entdeckung für mich.» In Genf habe sie sich als Frau nach Sonnenuntergang nicht mehr alleine auf die Strasse getraut – sie hatte Angst, ihr Auto aus der Tiefgarage zu holen oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren.
Sicher in der Limmatstadt
In Zürich sei das anders: «Hier kann ich auch noch spätabends alleine zu meiner Wohnung in der Innenstadt spazieren oder am Morgen früh meine Joggingrunde am See absolvieren.» Keine Angst zu haben, sei für sie der grösste Luxus. Genf könne viel von Zürich lernen, denn die Calvin-Stadt habe ein akutes Sicherheitsproblem: «Gewalt, Drogen, Dreck – von allem ist Zürich glücklicherweise weniger betroffen als Genf», sagt die Politikerin.
Auch das kulinarische und kulturelle Angebot an der Limmat findet Amaudruz besser als das der Konkurrenz-Metropole in der Romandie. «Es gibt mehr Auswahl an Restaurants und Bars.»
In Zürich verliebt
Im Schnitt verbringt die begeisterte Läuferin drei Tage pro Woche in Zürich, den Rest daheim in Genf und in Bern. Dass sich die Westschweizer Parlamentarierin in die Stadt Zürich verliebt hat, ist nicht ganz frei von Ironie. Immerhin ist sie seit April die Nummer zwei der SVP. Als Vizepräsidentin soll sie dafür sorgen, das Wählerpotenzial in in der Romandie besser auszuschöpfen. Es ist derselbe Auftrag wie der von Guy Parmelin (56), dem Westschweizer SVP-Aushängeschild im Bundesrat.
Amaudruz sieht sich allerdings eher als Brückenbauerin: «Weil ich jetzt beide Seiten immer besser kenne, werde ich helfen, den Röstigraben zuzuschütten.» Wie lange die Genferin in Zürich bleiben wird, lässt sie offen. Es würden sicher «ein paar Jahre» werden.
Trotz der Liebeserklärung an Zürich bleibt Amaudruz’ Heimatstadt ein kleiner Trost. Auf die Frage, was ihr an Genf besser gefällt, antwortet sie ohne zu zögern: «Unser Jet d’eau mit dem Lac Léman ist unübertroffen, keine Chance für den Zürichsee.»