Wir kennen es alle. Wer durch Städte schlendert, wird auf Plakatwänden und Bildschirmen pausenlos daran erinnert, was man alles konsumieren könnte oder sollte. Auch in der Stadt Genf. Noch. Denn dort stellt sich die Frage: Werden uns Corinne Suter (28), Roger Federer (41) und Co. künftig nicht mehr von Werbeplakaten anlächeln?
Nach sechs Jahren Debatte stimmt das Genfer Stimmvolk nämlich am kommenden Wochenende darüber ab, ob Werbung aus dem öffentlichen Raum verbannt werden soll. Kultur-, Sport- und Bildungsplakate wären weiterhin erlaubt. Kommerzielle Plakate aber würden aus dem öffentlichen Raum verschwinden.
Befreiung vom Konsumzwang versus Zensur
Die Initiative «Zéro pub» (null Werbung) wurde von den Linken und Bürgerbewegungen lanciert. Sie stören sich am exzessiven Konsum der Gesellschaft. Darin sehen sie eine Befreiung der Strasse und wollen künftig sämtliche Aufforderungen zu übermässigem Konsum verbieten.
Die Gegner, also die Rechten und die Wirtschaft, schreien derweil «Zeter und Mordio!». Sie finden, die Initiative sei undemokratisch, weil sie Zensur und Verbote bringe. Zudem beklagen sie: Der Stadt entgingen jährlich rund vier Millionen Franken Einnahmen, würde die Initiative angenommen.
Die Idee einer werbefreien Stadt Genf geistert seit 2017 herum. Damals blieben die Werbeplakate drei Wochen lang werbefrei. Der Grund: Der Vertrag mit der Aussenwerbefirma war ausgelaufen, ein neuer noch nicht abgeschlossen. Schnell sprangen Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt in die Bresche und malten auf die leeren Flächen kleine Kunstwerke.
Signalwirkung für die ganze Schweiz
Die linken Parteien fanden daraufhin, die Stadt solle werbefrei bleiben, und lancierten eine Initiative, die im Stadtparlament schliesslich eine Mehrheit fand. Dagegen wurde das Referendum ergriffen, darum wird nun das Volk entscheiden.
Die Abstimmung dürfte Signalwirkung für die ganze Schweiz haben. Denn sollten die Genferinnen und Genfer die Initiative am kommenden Sonntag annehmen, könnten weitere Städte bald mitziehen. (oco)