Emil Wyss (61) schwärmte diese Woche vor einheimischen Wirtschaftsvertretern: «Pakistan ist die geheime Schatzkammer der Welt.» Das Image des Landes sei besser, als man meine. Dies berichtet die pakistanische Zeitung «Daily Times».
Wyss informierte die Wirtschaftskapitäne darüber, dass die Regierungen der Schweiz und Pakistans näher zusammenarbeiten wollen: Bereits liefen Gespräche über ein Freihandelsabkommen.
Bei der Menschenrechtsorganisation Amnesty International ist man über diese Verherrlichung erstaunt. Mediensprecherin Alexandra Karle: «Mit Folterungen und Todesurteilen sogar gegen Jugendliche verstösst Pakistan gegen internationales Recht.»
Wegen der Unruhen sind eine halbe Million Menschen innerhalb des Landes auf der Flucht, 35 000 fliehen jährlich ins Ausland. Auch die Schweiz nimmt pakistanische Flüchtlinge auf, zurzeit befinden sich hier knapp 200 im Asylverfahren.
Emil Wyss kommt aus Cham ZG und ist seit einem Jahr im Amt. Er sagt zu BLICK: «Man darf Pakistan nicht auf seine schlechten Seiten reduzieren. Das Land hat enormes Potenzial: Es gibt Erdöl, Früchte und Mineralien.» Der Konsul schwärmt, es habe schöne Landschaften und ein grosses kulturelles Angebot.
Wyss ortet enorme wirtschaftliche Möglichkeiten: «Es haben sich schon 24 Schweizer Firmen niedergelassen, etwa Nestlé und Novartis.»
Für das EDA sind diese Aussagen kein Problem. Mediensprecherin Carole Wälti: «Herr Wyss hat sich lediglich zum wirtschaftlichen Potenzial des Landes geäussert. Es gehört zu seinen Hauptaufgaben, unsere wirtschaftlichen Interessen in Pakistan zu vertreten.» Wälti betont, die Schweiz äussere sich regelmässig kritisch zu Menschenrechtsverletzungen und setze sich für Verbesserungen ein.
Das genügt Alexandra Karle nicht: «Die Werbung des Generalkonsuls ist sehr einseitig. Wir erwarten, dass ein offizieller Schweizer Vertreter die Menschenrechtssituation anspricht. Sie ist ein prioritäres Anliegen der Schweizer Aussenpolitik.»