Die SVP ist längst keine Partei mehr im klassischen Sinn – sie ist eine Bewegung. Wer nicht in die EU will, auf eine harte Ausländerpolitik pocht, höhere Steuern und Abgaben ablehnt, ist willkommen. Unabhängig davon, ob jemand reich oder arm ist, Akademiker oder Arbeiter, in der Stadt lebt oder auf dem Land.
Die Organisation, die am 18. Oktober bei den Nationalratswahlen abräumte, stützt ihren Erfolg auf mehrere Pfeiler ab: Geld, Medien und politische Kampagnen. Die beiden Milliardäre und Vizepräsidenten Christoph Blocher (75) und Walter Frey (72), der Unternehmer und Nationalrat Thomas Matter (49, ZH) und neu auch Neo-Parlamentarierin und Ems-Chefin Magdalena Martullo-Blocher (46, GR) sorgen für volle Kassen. Sie alle vier haben die finanzielle Potenz, um jederzeit eine Abstimmungskampagne, eine Initiative oder ein Referendum zu unterstützen. Und damit die Maschinerie der Partei auf Hochtouren zu halten.
Köppel gibt den Takt an
Auf der anderen Seite braucht die Bewegung intellektuelle Taktgeber. Sie setzen die Themen, welche die Partei vorantreiben, und formulieren die politische Argumentation. Im Zentrum steht hier «Weltwoche»-Verleger und Neo-Nationalrat Roger Köppel (50, ZH). Mit seiner Zeitschrift gibt er den Ton an. So wars etwa im Sommer vor den Wahlen: Wochenlang trommelte das Blatt gegen die Asylpolitik des Bundesrats. Der Journalist hat seit kurzem auch einen direkten Link zu Toni Brunner (41, SG). Dieses Jahr gründete der Parteichef mit seiner Partnerin Esther Friedli (38) eine PR-Agentur. Die Firma beriet Köppel in seinem Wahlkampf – und der Zürcher schaffte den Sprung in den Nationalrat mit einem Spitzenresultat.
Immer zur Stelle ist auch Noch-Nationalrat Christoph Mörgeli (55, ZH). Er schreibt für Blocher Reden, arbeitet für die «Weltwoche» und verfasste das Parteiprogramm.
Daneben hat die Volkspartei auch unabhängige Köpfe, die dank ihrer Funktion oder ihrer Bekanntheit alleine Akzente setzen können. Zu ihnen gehören Stadler-Rail-Chef Peter Spuhler (56) und die beiden Nationalräte Natalie Rickli (38, ZH) und Thomas Müller (62, SG).
Einfluss hat auch Nationalrat Lukas Reimann (33, SG). Obwohl er nicht zum engeren Machtzirkel gehört, präsidiert er die Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (Auns). Die angegraute Truppe ist initiativ- und referendumsfähig und damit in der Lage, notfalls auch alleine Abstimmungskämpfe zu führen.
Der Stern der Auns ist am Sinken
Innerhalb der SVP ist der Stern der Auns allerdings am Sinken. Mit dem neuen Komitee gegen den schleichenden EU-Beitritt hat sie direkte Konkurrenz bekommen. Vorstandsmitglied und dominante Kraft hinter Blochers jüngster Schöpfung ist der Zuger Nationalrat Thomas Aeschi (36).
Jahrelang glaubten die Gegner der SVP, mit dem langsamen Rückzug von Blocher aus der Politik stünde die Partei automatisch vor einer Zerreissprobe. Flügelkämpfe würden dann den Aufstieg der Partei automatisch stoppen. Heute scheint die Volkspartei mit den beiden Neo-Nationalräten Köppel und Martullo das Nachfolgeproblem bereits gelöst zu haben. Und besser aufgestellt zu sein als die politische Konkurrenz.