Gehässiger Briefwechsel sorgt für Zoff
Bauern sauer auf Schneider-Ammanns rechte Hand

Weil Bauernchef Markus Ritter seine Agrarpläne kritisiert und die Einladung zu seinem Mercosur-Agrar-Gipfel ausschlug, tobt Landwirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann. Seine Wut sollte sich jedoch gegen seine rechte Hand Stefan Brupbacher richten, meint Ritter. «Ablenkungsmanöver!», gibt der Departementssprecher zurück.
Publiziert: 06.02.2018 um 22:27 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:04 Uhr
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Stefan Brupbacher, Generalsekretär des Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung, hat mit seinen Schreiben den Bauernverband erbost.
Foto: LUKAS LEHMANN
Andrea Willimann

«Johann Schneider-Ammann ist Tierarztsohn. Der Emmentaler Bundesrat war den Bauern immer gut gesinnt. Wir können es eigentlich gut miteinander.»

Dies sagt ausgerechnet der momentan heftigste Gegner von Schneider-Ammann, Bauernverbands-Präsident und CVP-Nationalrat Markus Ritter (50). Mitten in der gehässigen Auseinandersetzung über die Agrarpläne des Bundesrats (BLICK berichtete).

Vorletzte Woche hatte das Duell seinen bisherigen Höhepunkt erreicht. Die Bauern brüskierten den Landwirtschaftsminister mit der Absage zu seinem Mercosur-Agrargipfel am 20. Februar.

Ein Widerspruch? «Nein, unser Gegner sitzt offenbar im Vorzimmer von Schneider-Ammann», sagt Ritter unverhohlen.

Ein Briefwechsel sorgt für Streit

Laut Ritter ist Stefan Brupbacher (50), der forsche  Generalsekretär des Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF), massgeblich für die Krise zwischen Schneider-Ammann und den Bauern mitverantwortlich.

Der Bauernchef verweist auf Briefe, die BLICK vorliegen. In einem kritisiert der Jurist und Ökonom Brupbacher die Bauernspitze. Er wirft ihr mangelndes Fachwissen und Unanständigkeit vor. 

Stefan Brupbacher, Generalsekretär des Departements von Landwirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann, steht in der Kritik des Bauernverbands.
Foto: MARCEL BIERI

Der Konflikt zwischen Ritter und Schneider-Ammanns rechter Hand Brupbacher schwelt seit dem 1. November 2017, als der Wirtschaftsminister ankündigte, dass die Agrarzölle schrittweise gesenkt werden sollen. Damit wären neue Freihandelsabkommen möglich – namentlich mit den Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay.

Die Bauern liefen sofort Sturm gegen diese Ankündigung. Ritter forderte den Bundesrat auf, «das Papier umgehend zu schreddern». 

Auch Bauernverbandspräsident Markus Ritter teilt gerne aus. WBF-Generalsekretär Stefan Brupbacher wirft er vor, von Agrarpolitik «wenig zu verstehen».
Foto: Philippe Rossier

Am 18. Dezember baten Ritter und sein Direktor, der Freiburger FDP-Nationalrat Jacques Bourgeois (59), den Bundesrat um ein Gespräch. Das Ziel: Klärung der künftigen Zusammenarbeit und Kommunikation.

Zwei Tage später kam Brupbachers Antwort, inklusive Kritik an «fachlich falschen Aussagen» und Angriffen «in unanständiger Art». Ein Treffen mit Schneider-Ammann gebe es nicht. «Eine Diskussion über die Art dieser Angriffe auf die Institution Bundesrat und seine Person führt er mit Ihnen nicht.» Das sei nicht zielführend. «Alles andere als Ihre konstruktive Mitarbeit an der zukünftigen Landwirtschaftspolitik wäre insbesondere auch nicht im Interesse der Bauernfamilien in diesem Land», drohte Brupbacher den Bauern.

Beide Seiten werfen sich Gesprächsverweigerung vor

«Von Agrarpolitik scheint er wenig zu verstehen, und seine Kommunikation ist einfach nur befremdlich», empört sich Ritter. 

Nach Neujahr bat der Bauernverband Schneider-Ammann erneut um ein bilaterales Gespräch: «Es scheint uns äusserst wichtig, eine gesunde und konstruktive Basis zu schaffen, bevor wir über Lösungen für eine zukünftige Agrarpolitik diskutieren.»

Das WBF lehnte zum zweiten Mal ab. Stattdessen folgte eine Einladung mit über 40 Teilnehmern zum «Mercosur-Agrargipfel».

Diese schlug der Bauernverband aus – obwohl es intern Widerstand gibt. Gegen die «Verweigerungshaltung» stemmt sich etwa der Verein für eine produzierende Landwirtschaft (VPL) um alt SVP-Nationalrat Rudolf Joder (67), wie der «Schweizer Bauer» publik machte.

WBF ärgert sich über «Ablenkungsmanöver» 

Für Ritter ist das Abkommen mit den Südamerikanern zweitrangig. Dem WBF und seinem Generalsekretär ginge es darum, die Landwirtschaft zu schwächen und seine Agrarpläne durchzuboxen. 

Das angegriffene WBF überlässt die Stellungnahme Sprecher Noé Blancpain (37): «Die Antwort des WBF war sachlich – und klar: Die vom Gesamtbundesrat verabschiedete Gesamtschau ist die Basis für die weitere Diskussion. Dazu ist der Bauernverband aber weiterhin nicht bereit.»

Blancpain betont, das WBF suche den Dialog, und platziert den nächsten Ritter-Schlag: «Gesprächsverweigerung, persönliche Angriffe und Ablenkungsmanöver haben da keinen Platz.»

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