Die Schweizer Töfffahrer sorgen sich um ihre Passfahrten – und um ihre Töffs. Grund sind zwei parlamentarische Initiativen der Aargauer SP-Nationalrätin Gabriela Suter (47). Suter will einerseits Lärmradargeräte, andererseits ein Fahrverbot für Motorrädern mit einem Standpegel von über 95 Dezibel.
Das stösst den Töfffahrern sauer auf. Triumph- und Harley-Davidson-Fahrer, BMW- und Ducati-Liebhaber, Kawasaki- und Suziki-Piloten aus allen Landesteilen – rund 250 von ihnen sind am Samstag auf der Gotthardpassstrasse zum Hospiz gekurvt. «Wir wollen einen stillen Protest machen», sagt Bernardo Hanisch, Präsident der Motorradgemeinschaft Fighter Friends, gegenüber Blick TV. «Wir wollen zeigen, dass wir Biker eine Familie sind – und uns unser Hobby nicht nehmen lassen!»
Die Kundgebung richtete sich auch gegen die Töfffahrer, die rücksichtslos laut unterwegs sind, sagt Hanisch. «Wir sprechen uns sogar für Lärmgrenzen aus!» Doch diese müssten dann für alle Verbrennungsmotoren gelten. «Die Biker müssen dafür natürlich auch mehr Rücksicht nehmen.»
Tirol verbietet Passfahrten
«Dröhnende Motoren schaden der Lebensqualität vieler Menschen in der Schweiz», zeigt sich hingegen Gabriela Suter in ihren Vorstössen überzeugt. Auf Alpenpässen am Wochenende sei der Lärm «ohrenbetäubend». Dass bisherige Verschärfungen an EU-Richtlinien gescheitert sein sollen, lässt sie nicht gelten: Schliesslich gebe es im Tirol bereits entsprechende Regelungen. Das österreichische Bundesland verbietet Motorrädern mit mehr als 95 Dezibel die Fahrt auf bestimmten Strecken.
Gerade diese 95 Dezibel stossen Hanisch und seinen Töfffreunden sauer auf. Dann dürften viele noch zugelassene Motorräder gar nicht mehr gefahren werden, kritisieren sie. Dies komme einer Enteignung gleich. Der Grenzwert sei ausserdem nicht aussagekräftig für den tatsächlichen Lärm, den ein Motorrad etwa bei Tempo 50 und mit tiefer Drehzahl während der Durchfahrt durch ein Dorf erzeuge.
Vor einer Woche hatten sich bereits 200 bis 300 Motorradfahrer aus demselben Anlass vor dem Bundeshaus versammelt. Die grossen Töff-Verbände hatten von einer Kundgebung abgeraten, weil der Zeitpunkt falsch sei: Man wolle zuerst den politischen Weg beschreiten. Tatsächlich stehen Suters Vorstösse noch ganz am Anfang des politischen Prozesses. Ob sie dereinst Mehrheiten im Parlament finden und tatsächlich Gesetz werden, ist noch längst nicht geklärt. (SDA/gbl)