GE Frankreich behält die Jobs, Schweiz verliert 1400 Stellen
Hat Macron besser verhandelt, Herr Schneider-Ammann?

1400 Stellen streicht der US-Konzern General Electric in der Schweiz. Dabei hatte Bundesrat Johann Schneider-Ammann noch im Oktober mit der Konzernspitze verhandelt. Ohne Erfolg, wie sich nun zeigt. Dafür kommen die Franzosen besser weg.
Publiziert: 07.12.2017 um 17:49 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 23:20 Uhr
Hat Herr Macron besser verhandelt?
6:07
Johann Schneider Amman nimmt Stellung:Hat Herr Macron besser verhandelt?
Ruedi Studer und Andrea Willimann

FDP-Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann (65) hat zu retten versucht, was offenbar nicht mehr zu retten war: Mitte Oktober reiste eine Schweizer Delegation mit ihm und Arbeitgeber-Präsident Valentin Vogt (57) an der Spitze nach Atlanta in die USA, um mit der Konzernspitze des Industrieunternehmens General Electric (GE) zu sprechen. Ziel: den drohenden Stellen-Kahlschlag in der Schweiz zu verhindern – oder zumindest abzufedern.

Damals ging man von 1300 bedrohten Jobs an den Aargauer GE-Standorten Baden, Birr und Oberentfelden aus. Doch jetzt kommt es noch schlimmer: 1400 Jobs werden in der Schweiz gestrichen! (BLICK berichtete)

«Ich nehme mit Besorgnis zur Kenntnis, dass GE eine grosse Anzahl Arbeitsplätze streicht», sagt Bundesrat Johann Schneider-Ammann. «Für den Moment ist das ein harter Schlag.» Die Gründe dafür kenne er nicht im Detail.

«Ebenso gutes Angebot wie der Franzose»

Während in der Schweiz nun mehr Stellen wegfallen als befürchtet, kommt Frankreich ungeschoren davon. Grund ist ein Deal zwischen der französischen Regierung und GE, der die Übernahme der ehemaligen Alstom-Werke dort überhaupt erst ermöglichte.

Hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (39) mit den US-Konzernbossen einfach besser verhandelt. «Ich weiss nicht, was er verhandelt hat, deshalb kann ich es nicht werten», sagt Schneider-Ammann. «Ich weiss nur, was wir GE gesagt haben: Bei uns habt ihr einen Arbeitsmarkt, in den ihr besser investieren könnt.»

Dabei habe er etwa auf die Flexibilität der Arbeitnehmer, auf die intakte Sozialpartnerschaft, das sehr gute Bildungssystem oder Marktöffnungsprojekte verwiesen. «Viele Standortfaktoren sind debattiert worden», so Schneider-Ammann.

Er müsse nun die genauen Informationen abwarten. Erst dann könne er beurteilen, ob die GE-Spitze begriffen habe, «dass der Schweizer eben doch ein ebenso gutes Angebot hat wie der Franzose». Der Wirtschaftsminister erinnert an die deutlich höhere Arbeitslosigkeit in Frankreich und die Kurzlebigkeit unternehmerischer Entscheide.

Appell an Ältere: «Bitte nicht aufgeben!»

Und was passiert nun mit älteren Arbeitnehmern, die in die Wüste geschickt werden? Schneider-Ammann ist sich bewusst, dass es die über 50-Jährigen bei der Jobsuche aus verschiedensten Gründen schwerer haben. «Es braucht den doppelten Aufwand, bis man wieder irgendwo landet.» 

Sein Appell an ältere Arbeitssuchende daher: «Bitte nicht aufgeben, bitte dranbleiben! Irgendeinmal hängt es wieder ein.»

Schneider-Ammann ist sich auch bewusst: Das Risiko, dass einmal abgebaute oder verlagerte Stellen nicht mehr in die Schweiz zurückkehren würden, sei gross. «Ich plädiere dafür, dass man hierbleibt und dafür die Rahmenbedingungen verbessert», so Schneider-Ammann. Und er betont, dass die Schweiz noch immer ein «typisches Industrieland» sei. «Weil wir industrialisiert sind, sind wir auch vollbeschäftigt.»

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