SBB-Gutscheine im Wert von 120 Franken – für Bordgastronomie, Klassenwechsel (nur 2.-Klass-Passagiere), Gepäcktransport und Zugreisen ins Ausland. Darüber durften sich letztes Jahr rund 480'000 Besitzer eines Generalabonnements (GA) freuen. Insgesamt verschenkten die SBB damit theoretisch 57,6 Millionen Franken.
Im Mai wurden die Gutscheine verteilt, bis Ende 2018 waren sie offiziell gültig. Doch zahlreiche GA-Kunden wussten mit dem Geschenk offenbar nicht viel anzufangen. Zumindest nicht mit dem ganzen Paket. Fragt man herum, zeigt sich: Am ehesten fanden die Gastro-Gutscheine und der Klassenwechsel Verwendung. Auslandreisen hatte in der kurzen Zeitspanne kaum jemand auf dem Programm, und auch der Gepäckservice wurde selten benützt. Wohl mehr als die Hälfte der Gutscheine wurde nicht eingelöst.
Die Umfrage ist natürlich nicht repräsentativ. Doch die SBB mögen derzeit nicht viel Erhellendes beitragen. Nur: «Die Gutscheinaktion war ein Erfolg und ist bei den Kundinnen und Kunden gut angekommen», so SBB-Sprecher Reto Schärli (49) zu BLICK.
Einlöse-Frist bis Ende Januar verlängert
Konkrete Zahlen oder zumindest Trends, wie viele Gutschein-Millionen in welchen Bereichen eingelöst wurden, will Schärli vorerst nicht nennen. Die Schlussabrechnung liege noch nicht vor, vertröstet er auf einen späteren Zeitpunkt.
Ob die Aktion also tatsächlich «ein Erfolg» war, lässt sich erst später überprüfen. Dass die SBB die Aktion jetzt aber noch verlängern, erweckt einen anderen Eindruck. «Die SBB sind kulant: Die Gutscheine können noch bis Ende Januar eingelöst werden», sagt Schärli.
Damoklesschwert des Preisüberwachers
Hinter der Verlängerung steckt aber nicht nur Kulanz: Der Bundesbetrieb hat nämlich durchaus ein Interesse daran, dass genügend Gutscheine eingelöst werden. Über ihm hängt das Damoklesschwert des Preisüberwachers.
Im Fernverkehr machen die SBB nämlich viel Gewinn. So viel, dass der Preisüberwacher Stefan Meierhans (50) diesen als missbräuchlich taxieren könnte. Die Gutscheinaktion gehört daher zu einem Deal mit der Preisüberwachungsstelle, um den Kunden Geld zurückzugeben.
Der Preisüberwacher schaut deshalb genau auf die Resultate der Aktion. «Wir sind uns bewusst, dass Gutscheine in der Regel nicht vollumfänglich eingelöst werden», sagt Preisüberwacher-Stellvertreter Beat Niederhauser (48).
Zielwert gesetzt
«Wir haben uns aber einen Zielwert gesetzt, der erfüllt werden sollte: eine Einlösequote je nach Gutschein von bis zu 50 Prozent», so Niederhauser. «Dann sollte die angestrebte Entlastung der ÖV-Nutzenden erreicht werden können.» Dabei sei man jedoch davon ausgegangen, dass die Gutscheine auch online einlösbar seien, was nun nicht der Fall ist.
Niederhauser begrüsst daher die Verlängerungsaktion der SBB. Sollten sie den Zielwert dennoch nicht erreichen, will die Preisüberwachung dies bei den nächsten Kompensationsmassnahmen berücksichtigen. Niederhauser: «In diesem Fall müssten wir auf geeignete Massnahmen pochen, um für eine weitere Kompensation zu sorgen.»