Parmelin bastelt den Abstand weg
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Bundesratsfoto 2021:Parmelin bastelt den Abstand weg

Fürs Bundesratsfoto 2021 rückten die Bundesräte näher – allerdings nur am Computer
Parmelin bastelt den Abstand weg

Photoshop sei dank: So nah wie auf dem neuen Bundesratsfoto sah man die Bundesräte schon lange nicht mehr zusammen. Bundespräsident Parmelin hat dafür – natürlich – einen Bauern engagiert.
Publiziert: 31.12.2020 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 31.12.2020 um 12:10 Uhr
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Das offizielle Bundesratsfoto 2024. Fotografiert im Bundeshaus Ost. Das Bildkonzept wurde entwickelt von der Fotografin Sina Guntern.
Foto: Fotografin Sina Guntern, Assistenzen und Mithilfe Setentwicklung: Emir Gökhan, Marla Guntern und Bruno Meier, Auf dem Bild: Viktor Rossi; Elisabeth Baume-Schneider; Ignazio Cassis; Karin Keller-Suter; Viola Amherd; Guy Parmelin; Albert Rösti; Beat Jans
Lea Hartmann

Trittst im Morgenrot daher, achte auf den Abstand bitte sehr: Auch das Bundesratsfoto 2021 steht im Zeichen von Corona – obwohl es auf den ersten Blick nicht den Anschein macht. Erst am Computer rückten die sieben Bundesräte und der Bundeskanzler dieses Jahr zusammen, per Photoshop vor ein Foto des Bundeshauses montiert.

Das Ergebnis des Gebastels, es soll eine «neue Sicht auf Altbekanntes» symbolisieren. «Es ist mir wichtig, dass wir in diesen schwierigen Zeiten gemeinsam und unvoreingenommen scheinbar Unverrückbares neu betrachten. Damit leisten wir einen konkreten Beitrag zum Zusammenhalt unseres Landes», wird Bundespräsident Guy Parmelin (61) in einer Medienmitteilung zitiert. Er durfte sich das Sujet, wie es die Tradition will, aussuchen.

Das Bild entbehrt aber auch nicht einer gewissen ungewollten Symbolik: Die Landesregierung, die in der Krise das Parlament in den Schatten stellt. In der ausserordentlichen Lage im Frühling, in der das Foto entstanden ist, regierte der Bundesrat per Notrecht über National- und Ständerat hinweg.

Nur Cassis' Krawatte sticht hervor

Aber gut, das ist jetzt vielleicht schon ein bisschen viel sinniert für eine solche Photoshop-Montage. Man kann auch einfach sagen: Das Bild ist stinklangweilig – zumindest bis auf die Krawatte von Ignazio Cassis (das Blumenmotiv würde sich auch als Sofabezug gut machen!).

Es braucht kein künstlerisches Ausnahmetalent, um sich kreativere Möglichkeiten auszudenken, ein Gruppenfoto pandemiekonform zu inszenieren. Eines, bei dem in Zeiten wie jetzt auch nicht das Missverständnis entstehen könnte, die Bundesräte hätten sich um die Corona-Regeln foutiert.

Der Fotograf war früher Bauer

Geschossen hat das Bild – oder besser: dessen Bestandteile – der Berner Fotograf Markus A. Jegerlehner. Das Bundeshaus-Foto im Hintergrund hatte er bereits im Mai am frühen Morgen – wer genau hinschaut, sieht auf der Kirchturmuhr die Zeit – mit einer Drohne aufgenommen. Dafür hat er extra eine Sonderbewilligung erhalten.

Mit dem Fliegen kennt sich Jegerlehner aus. Er arbeitete früher neben der Ausbildung zum Fotografen als Flight Attendant, eines seiner Spezialgebiete sind nach wie vor Aviatik-Fotos. 2002 wurde er für ein Bild eines gegroundeten Swissair-Piloten am Strand mit dem «Swiss Press Photo Award» ausgezeichnet.

Jegerlehner ist aber nicht nur gelernter Fotograf und Flugbegleiter, sondern auch Bauer. Auf einem Hof im Waadtländer Dörfchen Bursins am Genfersee hat er einst ein Landwirtschafts-Praktikum absolviert. Der Bauernhof mit kleinem Weingut gehört – einmal dürfen Sie raten: Guy Parmelin und seiner Familie.

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