Für SVP-Nationalrat Maximilian Reimann (75) ist die Politik zu jung
«Von uns Ü70 müsste es hier mindestens 20 geben»

Aktive Politiker über 70 Jahre sind rar in der Schweiz. Das Comeback der 90-jährigen Marlies Näf-Hofmann ist landesweit einzigartig. Bei der Frage, ob auch Bundesbern mehr Senioren vertragen könnte, gehen die Meinungen auseinander.
Publiziert: 06.07.2017 um 12:14 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 16:27 Uhr
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Maximilian Reimann (75) fordert mehr Senioren in Bundesbern. Diese seien politisch zurzeit untervertreten: «Ein guter Mix ist gefragt!»
Foto: Keystone
Marco Latzer

Marlies Näf-Hofmann (90) macht es vor: Politisieren ist auch im hohen Alter noch möglich. Und es macht auch Sinn – Politlegende Helmut Hubacher (91) ist begeistert: «Eine tolle Ausnahme von der Norm. Das tut der Politik sicher gut!» Noch immer bringt sich der alt Nationalrat (34 Amtsjahre) und Ex-SP-Präsident in politische Debatten ein, schreibt regelmässig in der «Basler Zeitung». Ein Mandat ist für ihn aber kein Thema mehr. Ob es mehr rüstige Senioren in der Politik braucht, lässt Hubacher bewusst offen: «Die Wählerinnen und Wähler müssen das entscheiden können!»

Beenden die Jungen die Karrieren der Alten?

Genau an diesem Punkt scheitert es bereits vielenorts. Dem Stimmvolk werden auf den Listen zwar junge Politeinsteiger, aber keine alten Hasen zur Auswahl gestellt. Weil vielen altgedienten Politikern der Antrieb oder die geistige Fitness fehlt, aber auch weil die Parteien solchen Kandidaturen teils kategorisch einen Riegel schieben. Parteiinterne Alterslimiten stehen den Älteren im Weg. Maximilian Reimann (75) kennt das Problem. Seit bald zwei Jahren ist der SVP-Mann ältester Politiker in Bundesbern. Bitter: Auf sein Alter und einen möglichen Rücktritt sprechen ihn vor allem seine Parteikollegen an. «Gerade die Jungen in der eigenen Partei drängen auf dieses Thema, weil sie das Gefühl haben, dass man ihnen vor der Sonne steht!»

Reimann fordert «guten Altersmix»

Dabei ist in seinen Augen eine Gegenbewegung nötig: «Im Bundesparlament müssten mindestens 20 Senioren sitzen!» Das erscheint mathematisch plausibel: Heute leben über 8,4 Millionen Menschen in der Schweiz – rund eine Million von ihnen gehört zur Generation Ü70. Sie hätten damit mathematisch gar einen Anspruch auf rund 30 Sitze in National- und Ständerat. Doch neben Maximilian Reimann gibt es nur noch zwei weitere Vertreter in dieser Altersgruppe: SP-Frau Beatrice Heim (71) und SVP-Vertreter Jean-Pierre Grin (70). Der älteste Nationalrat fordert deshalb: «Ein guter Altersmix müsste her!»

Politiker und ihr Ablaufdatum

Dem widerspricht Rosmarie Zapfl (78) vehement: «Ich war über 40 Jahre politisch aktiv und habe dann den Jüngeren bewusst Platz gemacht!» Zapfl war von 1995 bis 2006 in der grossen Kammer aktiv und zwischenzeitlich Vizepräsidentin der CVP. «Für mich selber habe ich den Schluss gezogen, dass kein Politiker länger als zwölf Jahre in einem Amt sein sollte – und das habe ich so durchgezogen!» Irgendwann erreiche man im Leben einfach einen Zeitpunkt, um kürzerzutreten.

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