Für mehr Wohnraum
Luzern geht gegen Airbnb-Wüsten vor

Statt Müller und Meier steht Matterhorn oder Jungfrau an den Klingelschildern, denn in diesen Wohnungen wohnen längst keine Familien mehr. Sie stehen bloss noch Touristen zur Verfügung. Da sich solche Wohnwüsten immer mehr ausbreiten in der Innenstadt, handelt Luzern.
Publiziert: 20.08.2019 um 13:39 Uhr
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Die Genossen Cyrill Studer (links) und David Roth (rechts) haben Druck gemacht, damit die Stadt dem professionellen Airbnb-Business einen Riegel schiebt.
Foto: Lea Hartmann

Jetzt reagiert die Stadt Luzern. Die Regierung prüft Schutzmassnahmen, um Wohnraum in der Innenstadt zu erhalten. Denn es breiten sich immer mehr rein kommerziell genutzte Ferienwohnungen aus. Innenstädte drohen zu Airbnb-Wüsten zu verkommen, die sich die Stadtbewohner nicht mehr leisten können.

Luzern steht nicht allein mit dem Problem, aber weil die Stadt für Touristen besonders attraktiv ist, ist das Angebot an Zweitwohnungen, die via Online-Plattformen wie Airbnb oder HomeAway an Feriengäste vermietet werden, besonders gross.

Lex Luzern

Damit bald nicht nur noch Ferienwohnungen in der Innenstadt zu finden sind, handelt der Stadtrat. Er sucht nach einem Weg, das Bau- und Zonenreglement so anzupassen, dass ausschliesslich geschäftlich genutzte Ferienwohnungen für Touristen verboten werden.

Laut einer Erhebung der Stadt wurden auf den beiden Plattformen Airbnb und HomeAway jüngst 599 Angebote in Luzern gezählt, 292 Wohnungen würden professionell und temporär an Touristen oder Berufstätige vermietet.

Die Stadtregierung strebe eine luzernspezifische Lösung an, die mit der städtischen Handhabung des Wohn- und Arbeitsanteils kompatibel sei, heisst es. Nicht anfassen wolle man die ursprüngliche Idee, nämlich die temporäre Vermietung einer selbst bewohnten Wohnung im Sinne der «Sharing Economy».

Vorstösse der SP

Der Stadtrat reagiert damit auf politische Vorstösse der SP. David Roth (34), Präsident der SP des Kantons Luzern, und Cyrill Studer Korevaar (46), Geschäftsleiter des Mieterverbands Luzern und SP-Lokalpolitiker, hatten publik gemacht, dass in Luzern fast die Hälfte der auf Airbnb vermarkteten Wohnungen von vier grossen Anbietern verwaltet werden. Wohnhäuser an bester Lage Luzerns werden fast nur noch via Airbnb an Touristen vermietet. Familien können sich so in Luzerns Innenstadt immer weniger Wohnungen leisten.

In der Stadt Luzern muss, wer privat gegen Geld Reisende beherbergt, Kurtaxen und Beherbergungsabgaben von 2,80 Franken pro Person und Übernachtung zahlen sowie die Einnahmen versteuern. Die Vermieter müssen von jedem Reisenden einen Meldeschein ausfüllen und diesen der Polizei während fünf Jahren zur Verfügung stellen. (sda/pt)

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