Seit gestern hat die FDP eine neue Präsidentin: Petra Gössi (40) soll die Partei nach dem Abgang von Philipp Müller (63) zu weiteren Erfolgen führen. Unterstützung erhält sie von einer neuformierten Parteileitung.
Fünf Männer interessierten sich für die fünf Vizepräsidenten-Jobs. Die von Gössi unterstützen Kandidaten wurden von den FDP-Delegierten dann auch einstimmig bestätigt.
Dabei wurden drei FDP-Politiker werden zu neuen Vizepräsidenten ernannt: Neo-Ständerat Andrea Caroni (35), Neo-Nationalrat Philippe Nantermod (31) und der Tessiner Staatsrat Christian Vitta (43).
Caroni vertrat schon in der letzten Legislatur seinen Kanton Appenzell-Ausserrhoden im Nationalrat. Als einer der wenigen hatte er die Initiative bekämpft, die lebenslange Berufsverbote für Sexualstraftäter verlangte. Caroni hatte sich damit einen Namen gemacht – als einer, der auch nicht vor Himmelfahrtskommandos zurückschreckt.
Natermod ist Vertreter der frankophonen Walliser und gilt trotz jugendlichem Alter als «coming man» bei den Liberalen. Er trat im Herbst 2015 schon zum vierten Mal für die Wahl nach Bern an und führte einen aufwändigen Wahlkampf. Seine Bewunderung für den damaligen Bundesrat Pascal Couchepin – «der Weiseste aller Weisen» – spielte laut «NZZ» beim Beitritt zur FDP eine wichtige Rolle. Heute tauschen sie sich die beiden regelmässig aus.
Über den dritten Neuen, dem Tessiner Vitta ist diesseits des Gotthards noch wenig bekannt. Als Finanz- und Wirtschaftsminister im Südkanton sitzt er aber an einer wichtigen Schaltstelle und trägt damit auch grosse Verantwortung. Möglicherweise will die FDP mit ihm Aufmerksamkeit zurückerobern. Hatte die SVP, die den Lega-Staatsrat Norman Gobbi kurz vor der Bundesratswahl «adoptierte», doch in der letzten Zeit die Lufthoheit in Sachen im Tessin errungen.
Der Parteileitung schon angehört hatten die beiden Nationalräte Christian Wasserfallen (34) und Christian Lüscher (52). Ersterer hatte lange Zeit als Favorit fürs Parteipräsidium gegolten, dann aber abgesagt, weil er nächstes Jahr im Kanton Bern Regierungsrat werden will.
Lüscher hingegen vertritt in Bern den Banken-Platz in Genf und gerät als selbstständiger Anwalt immer mal wieder in die Schlagzeilen. So etwa, als er im März dieses Jahres ins Fadenkreuz der Medien geriet. Vorgeworfen wurde ihm ein möglicher Interessenkonflikt: So verteidigte er als Anwalt den Sohn des 1998 verstorbenen nigerianischen Diktators Sani Abacha, der angeklagt ist, seinen Vater in den 1990er Jahren bei der Veruntreuung von Millionensummen unterstützt zu haben. Gleichzeitig habe Christian Lüscher als Mitglied der nationalrätlichen Rechtskommission darüber beraten, wie die Gelder der nigerianischen Bevölkerung zurückerstattet werden könnten.