Die Schweiz hat den USA, Frankreich, Schweden und Deutschland die Offertanfrage für die Kampfjet-Beschaffung übergeben. Mitarbeiter der Kampfjet-Hersteller haben deswegen extra ihre Sommerferien hinausgeschoben: So wichtig war es für sie, zu wissen, welche Angebote sie und ihre Länder der Schweizer Rüstungsbeschafferin Armasuisse vorlegen müssen. Und bis wann. Kein Wunder: Bei dieser Offertanfrage des Bundesrats geht es um Milliarden!
Konkret will die Schweiz bis Ende Januar 2019 von den Herstellern eine erste Offerte. Darin müssen sie aufzeigen, wie viele Jets die Schweiz aus ihrer Sicht braucht. Vorgabe: Im Konfliktfall möchte unsere Armee vier Wochen lang permanent vier Flugzeuge in der Luft haben.
Anzahl der Jets ist weiter offen
Weiter verlangt die Schweiz Kostenangaben: nicht den Einzelpreis, sondern den Paketpreis für 40 oder 30 Flugzeuge inklusive Logistik und Lenkwaffen. «Wir gehen davon aus, dass ein einzelner Jet bei einem Paket von 40 Jets weniger kostet als bei einem mit 30 Jets. Diesen Unterschied möchten wir kennen. Die Anzahl Jets bleibt trotzdem völlig offen», sagt Christian Catrina (62), der für das Geschäft verantwortliche Delegierte von Verteidigungsminister Guy Parmelin (58).
Zudem müssen die Hersteller Vorschläge zur Kooperation zwischen Streitkräften machen – das kann zum Beispiel die Mitbenutzung von Schiessplätzen oder Simulatoren bedeuten – sowie zu möglichen Offset-Geschäften. Diese fallen beim Entscheid mit rund 35 Prozent ins Gewicht. Die Kriterien Einsatzfähigkeit und Autonomie werden laut Offerte mit 55 Prozent gewichtet, Wartung und Support mit 25 Prozent.
Spannend bleibt, wer tatsächlich anbietet
Anbieten dürfen weiterhin die fünf Jet-Hersteller Airbus (Eurofighter), Dassault (Rafale), Saab (Gripen E), Boeing (F/A-18 Super Hornet) und Lockheed-Martin (F-35A). Gerüchte, wonach die Amerikaner kein Interesse zeigten, bestätigt Catrina nicht. Mehr wissen werde man 2019 nach der ersten Offerteingabe und den Flug- und Bodentests nächsten Sommer sowie nach einer zweiten Offertanfrage, die bis Ende Mai 2020 vorliegen muss.
Vorwärts heisst die Devise – Planungsbeschluss hin oder her
Diese Angebote brauchen Zeit. «Deshalb können wir unabhängig von der Frage weitermachen, ob es einen Planungsbeschluss gibt oder nicht. Die Evaluation und die Typenwahl können parallel zum politischen Prozess laufen», sagt Catrina. Ein Planungsbeschluss hiesse: Das Volk könnte bereits bei einem Referendum über eine neue Luftverteidigung entscheiden und nicht erst bei einer möglichen späteren Volksinitiative.