Frucht-Werfer und Penis-Skulpteur wollen ins Parlament
Alarmstufe Orange bis Rostrot

Sie sind Polit-Exoten. Der frische Wind, der die Eidgenössischen Wahlen durchzieht. Sie setzen sich für die Regulierung von Powerpoint-Präsentationen ein oder wollen einfach nur Kunst betreiben.
Publiziert: 28.09.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:15 Uhr
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Gewissen messen: Josef «Sepp» Käslin kandidiert in Nidwalden für den Ständerat.
Foto: Keystone
Von Gabriela Battaglia und Katja Imhof

Noch drei Wochen bis zu den eidgenössischen Wahlen. Wenn die 246 Mitglieder von National- und Ständerat bestimmt werden, sind Prestigeposten in der schweizerischen Eidgenossenschaft zu vergeben. Klar, dass das auch Leute anzieht, die nicht nur die Politik im Sinn haben.

So finden sich unter den Kandidaten für die nationalen Wahlen am 18. Oktober auch etliche Exoten. Der krasseste Aussenseiter unter ihnen ist Sepp Käslin (68). Der promovierte ETH-Naturwissenschaftler aus Wolfenschiessen NW will als Parteiloser in den Ständerat. Seine Kandidatur reichte er in letzter Minute ein. Im Kanton Nidwalden braucht es dazu keine einzige Unterschrift.

Käslin ist von seiner Kandidatur überzeugt: «Ich bin ein Wieder- und Querdenker.» Und: «Ich kann sowohl mit Bundesräten als auch mit einfachen Leuten reden.» Käslin stört die Zersiedelung der Landschaft. «Man sollte mehr über Hochhäuser nachdenken.» Und nach eigenen Angaben hat er eine Methode entwickelt, mit der sich das menschliche Gewissen messen lässt. «Meine nächste Aufgabe ist es, diese Methode unter die Leute zu bringen», sagt der selbst ernannte Ständeratskandidat.

Orangen-Attacke

Käslin ist zuversichtlich, dass er gewählt wird. «Ja, ich rechne mir gute Chancen aus.» Im Kanton sorgt die Kandidatur von Käslin für Wirbel und Kopfschütteln. Er gilt als «Horror von Nidwalden». An einem Anlass soll er einer Raiffeisen-Mitarbeiterin eine Orange an den Kopf geworfen haben. «Mit Sepp Käslin als Ständerat würde Nidwalden zur absoluten Lachnummer der Nation», schreibt daher auch eine Leserin in der «Neuen Nidwaldner Zeitung».

Ein Exot ist auch Matthias Pöhm (55). Er kandidiert im Kanton Zürich für den Nationalrat. Der Deutsche mit Schweizer Pass wollte schon 2011 mit seiner Anti-Powerpoint-Partei (APPP) in den Nationalrat. Jetzt versucht es der Rhetoriktrainer aus Bonstetten ZH wieder. Pöhm erhielt vor vier Jahren immerhin 4800 Stimmen. Für die erneute Kandidatur sammelte er 400 Unterschriften. Was wäre sein wichtigstes Anliegen in Bern? Pöhm meint es ernst: «Die armen Schüler an Schweizer Schulen dürfen nicht mehr mit Punkteabzug bestraft werden, wenn sie keine Powerpoint-Präsentation einsetzen.» Und er sieht sich als Vertreter von Bürgern, die sich bei Powerpoint-Präsentationen langweilen. «Dieser Zwang, immer und überall Computer-Präsentationen einzusetzen, muss endlich aufhören.» Der echte Mensch müsse im Vordergrund stehen.

Ohne Partei, ohne Wahlkampfbudget

Im Kanton Aargau will dagegen ein Künstler gewählt werden. Samuel Peyer (58) aus Vordemwald tritt mit seiner Liste Nichtwähler.ch für den Nationalrat an. «Meine Kandidatur ist ein grosses Kunstprojekt. Ich finde es interessant, herauszufinden, ob ich das ohne Kapital und ohne Partei schaffe», sagt der Vater von vier erwachsenen Kindern. «Ich kandidiere voll aus dem Leben heraus.»

Peyer, der auch als Werklehrer arbeitete, will sich in Bern vor allem für Bildung und Kultur einsetzen. «Ich bin zuversichtlich, dass ich gewählt werde. Ich habe schon viele positive Reaktionen bekommen.»

In den letzten drei Wochen vor den Wahlen will Peyer direkt auf den Bürger zugehen. «Ich werde mir ein GA für den Kanton Aargau kaufen und jeden Tag kreuz und quer durch den Kanton fahren. So komme ich direkt mit den Leuten in Kontakt und kann um Stimmen werben.»

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