Frauenverhinderer oder Quotenfrau?
Dem Aargau droht Altherren-Regierung

Zwei Monate nach dem Frauenstreik stehen im Aargau die Zeichen auf Mann: Für Grüne und SVP gehen Männer ins Rennen um den freien Regierungsratssitz, die FDP-Delegierten stehen vor der Wahl, eine Quotenfrau ins Rennen zu schicken – oder als Frauenverhinderer zu gelten.
Publiziert: 12.07.2019 um 09:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.07.2019 um 10:51 Uhr
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Die Aargauer Gesundheitsdirektorin Franziska Roth hinterlässt eine reine Männerregierung.
Foto: Keystone
Pascal Tischhauser

Wird die Aargauer Regierung zum reinen Männerbund? Nach dem Rücktritt der parteilosen Gesundheitsdirektorin Franziska Roth (55), die zuvor aus der SVP ausgetreten war, machen sich nun verschiedene Parteien an die Kandidatennomination.

Mit dem Abgang Roths verlässt die einzige Frau die Aargauer Kantonsregierung. Deshalb rechneten viele für die Ersatzwahl vom 20. Oktober mit weiblichen Kandidaten.

Lose-lose-Situation für die FDP

Letzte Woche nominierten die Aargauer Grünen jedoch Grossrat und Arzt Severin Lüscher (56) als Kandidaten. Und am Freitag schlug die SVP ihren Fraktionschef Jean-Pierre Gallati (53) vor – als einzigen Kandidaten. Die ebenfalls gehandelte Aarburger Gemeinderätin Martina Bircher (35) hatte zuvor ihren Verzicht bekannt gegeben.

Und die Freisinnigen des Aargaus schlagen den FDP-Delegierten neben Jeanine Glarner (35) auch Gérald Strub (49) vor. Wenn sich die FDPler an der ausserordentlichen Delegiertenversammlung vom 14. August nicht für die Gross- und Gemeinderätin aus Möriken-Wildegg, sondern für den Grossrat und Boniswiler Gemeindeammann aussprechen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit weiter, dass im – nach Einwohnern – viertgrössten Kanton der Schweiz keine einzige Frau mehr mitregiert.

Genau zwei Monate nach dem Frauenstreik vom 14. Juni 2019 wäre das kein Zeichen dafür, dass dem Aargau die politische Teilhabe ihrer Bürgerinnen ein Anliegen ist. Damit bringt die Aargauer FDP-Geschäftsleitung ihre Delegierten in eine verzwickte Lage: Sprechen sie sich gegen die Historikerin Glarner aus, gelten die Freisinnigen als Frauen-Verhinderer.

Konkurrenzparteien einen Gefallen getan

Eine Mitschuld an dieser unbequemen Situation hat gemäss der «Aargauer Zeitung» die bekannte FDP-Fraktionschefin Sabina Freiermuth (54). Sie hat sich «nach reiflicher Überlegung» gegen eine Kandidatur entschieden, weil «gewisse Voraussetzungen nicht gegeben sind», wie sie der Zeitung sagte. Offenbar wollte sie nur als alleinige Kandidatin antreten.

Dennoch: Hätte die Führung der FDP Aargau eine kluge Vorauswahl getroffen, hätte sie den Delegierten zwei Frauen vorgeschlagen. So aber haben die anderen Parteien dank der FDP gute Aussichten, mit einer Kandidatin erfolgreich Wahlkampf zu betreiben. Profitieren könnten SP und CVP – wo die Nationalrätinnen Yvonne Feri (53) und Ruth Humbel (61) gehandelt werden.

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