Frau in Zürich von Zugtür eingeklemmt und schwer verletzt
Ähnlicher Unfall schon vor drei Jahren – Bund reagierte nicht

Nach dem tödlichen Einklemm-Unfall des Zugbegleiters Bruno R.* (†54) in Baden gerät nun ein ähnlicher Vorfall drei Jahre zuvor in Zürich in den Fokus der Ermittler.
Publiziert: 11.09.2019 um 11:32 Uhr
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Die Sihltal-Zürich-Uetliberg Bahn: 2016 ereignete sich ein Einklemmunfall. Eine Passagierin wurde schwer verletzt.
Foto: Keystone

Anfang August wurde in Baden AG Zugbegleiter Bruno R.* in der Tür eines abfahrenden Zugs eingeklemmt, mitgeschleift und tödlich verletzt.

2016 ereignete sich ein ähnliches Unglück, auf der Linie S10 der Sihltal-Zürich-Uetliberg Bahn (SZU) an der Haltestelle Zürich-Schweighof. Eine Frau blieb schwer verletzt liegen als sie von einer Bahntüre eingeklemmt und mitgeschleift wurde.

Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust), die den Unfall damals untersuchte, beauftragte das Bundesamt für Verkehr (BAV) zu prüfen, «ob bei anderen Fahrzeugtypen ein ähnliches Sicherheitsdefizit vorliegt» und «die geeigneten Massnahmen für deren Behebung ergreifen».

Problem beim Unfallwagen hätte entdeckt worden können

Wie das SRF-Politmagazin «Rundschau» heute berichtet, hat das BAV aber damals keine dokumentierten Abklärungen bei anderen Bahnunternehmen getätigt. «Aus Sicht des BAV liegt bei anderen Fahrzeugen kein vergleichbares Sicherheitsdefizit vor. Massnahmen zu dessen Behebung sind somit obsolet. Die Sicherheitsempfehlung Nr. 121 ist umgesetzt», so die Antwort des BAV.

In der aktuellen Untersuchung des Vorfalls in Baden wird nun auch der Fall Schweighof eine Rolle spielen. Man werde im Rahmen der laufenden Untersuchung betreffend den Unfall auch «die Frage der Umsetzung der Sicherheitsempfehlungen von Schweighof» aufnehmen, so Christoph Kupper, Bereichsleiter Bahn bei der Sust.

Hätte man damals eine Prüfung aller Wagentypen durchgeführt, wäre durchaus die Chance bestanden, dass das Problem beim aktuellen Unfallwagen der SBB entdeckt worden wäre: «Die Möglichkeit hätte bestanden, dass man das herausgefunden hätte.»

SZU mit ganz besonderen Wagentüren

Das BAV rechtfertigt sich gemäss «Rundschau» damit, es habe nur typähnliche Fahrzeuge der Unfallwagen der SZU in Betracht gezogen. Und solche seien bei keinem anderen Unternehmen im Einsatz gewesen. Ein Sprecher verweist gemäss «Rundschau» auf die Besonderheit der breiten Gummiprofile der betroffenen SZU-Wagentüren. «Die Türen anderer Bahnen sind nicht mit denjenigen der SZU vergleichbar. Auch die Türen der EW-IV-Wagen sind anders gebaut und weisen keine breiten Gummilippen auf.»

Die Sust hält dagegen fest, dass sie die Empfehlung «nicht auf einen Fahrzeugtyp beschränkt» habe, sondern: «Ob ähnliche Defizite auch bei anderen Fahrzeugtypen und Bahnunternehmungen vorhanden sein könnten.»

Verkehrspolitiker fordern Massnahmen. Nationalrat Philipp Hadorn (SP) sagt, es gehe nicht, dass klare Empfehlungen der Sust nicht umgesetzt würden: «Und wenn damals Massnahmen umgesetzt worden wären, wäre das schlicht nicht passiert. Das darf nicht sein!» Nationalrat Thierry Burkart (FDP) stellt die Frage, «ob das BAV seine Aufsichtspflichten genügend wahrgenommen» habe.

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