Elf Kandidaten dürfen an der ersten Runde der französischen Präsidententschaftswahlen am 23. April teilnehmen. Drei haben Chancen, am 7. Mai in die Stichwahl zu kommen: Die Rechtsaussen-Frau Marine Le Pen vom Front National (FN, 48), der parteilose Ex-Sozialist Emanuel Macron (39) und der erzkonservative Bürgerliche François Fillon (63).
Für den ersten Wahlgang liegen Le Pen und Macron in den Umfragen seit Wochen gleichauf, mit je rund 25 Prozent der Stimmen. Fillon ist weit abgeschlagen. Nicht einmal mehr seine treusten Anhänger glauben noch an seine Chancen, in die zweite Runde zu kommen. Einzig die schweizerisch-französische Star-Astrologin Elizabeth Teissier (79) traut dem Angezählten noch zu, nach den Sternen greifen zu können: «Nur Mut, Sie werden wieder Tritt fassen», twitterte sie kürzlich.
Trotz astraler Hilfe für Fillon: Wahrscheinlichster nächster Präsident Frankreichs ist der parteiunabhängige Ex-Wirtschaftsminister Macron, der die Regierung von François Hollande, des unbeliebtesten Präsidenten aller Zeiten, rechtzeitig verliess und seine eigene Wahlkampfmaschine En Marche! gründete. Er wird im zweiten Wahlgang gemäss allen Umfragen mindestens zwei Drittel der Stimmen erhalten. Marine Le Pen, die mit einer breiten Allianz von links bis rechts gegen ihren Front rechnen muss, kann in keiner Befragung mehr als einen Drittel der Franzosen hinter sich scharen.
Eine Frau nach Frankreichs Geschmack
Mit Emanuel Macron würde ein spezielles Paar in den Elysée-Palast einziehen: Er wäre mit Abstand der jüngste Präsident Frankreichs seit Louis-Napoléon Bonaparte, der sich später zum Kaiser krönen liess. Solche Ambitionen hat Macron zwar nicht – aber er will die Republik komplett umkrempeln. Und er will als erster Präsident seiner Gattin Brigitte Trogneux, seiner ehemaligen Lehrerin und 24 Jahre älter als er, einen offiziellen Status als Première Dame geben – eine Rolle, die der eleganten Grossbürgertochter aus Nordfrankreich wie auf den Leib geschnitten ist: Intelligent und gebildet, dezent geschminkt und mit offenen blonden Haaren entspricht sie dem Idealbild der erfolgreichen Frau im letztlich sehr konservativen Frankreich. Diskret im Hintergrund bleiben, aber mitbestimmend sein. So, wie Frankreich es seit Jahrzehnten gewohnt war, bis die letzten beiden Präsidenten Nicolas Sarkozy und François Hollande mit ihren öffentlichen Frauengeschichten zu Lachnummern wurden. So lange alles schön versteckt bleibt, spielt es keine Rolle, wenn Macron weiterhin aussereheliche und gleichgeschlechtliche Eskapaden nachgesagt werden – die er geistreich dementiert.
Mehr Gefolgsmann als Lebensgefährte
Diesem traditionellen Frauenbild entspricht, rein äusserlich, auch Marine Le Pen. Doch wenn, wie bei ihrem Konkurrenten Macron, hinter jedem starken Mann eine starke Frau steht, so gilt das nicht unbedingt umgekehrt. Gewinnt die Rechtsaussen-Politikerin die Präsidentschaftswahlen im Frühling, zieht mit ihr ein eher farbloser Mann in den Elysée-Palast: Louis Aliot (47) ist nicht nur seit 2009 ihr Lebensgefährte, sondern auch einer der Vize-Präsidenten der Le-Pen-Partei und ihr treuer Gefolgsmann. Er gehört zu jenen französischen Frontisten, die das rhetorisch weichgespülte und weniger provokative Image der Partei prägen. 2002 war er zwar noch Wahlkampfleiter ihres faschistisch polternden Vaters Jean-Marie Le Pen (88), später aber wirkte Aliot tatkräftig mit, als Tochter Marine den Vater kaltstellte und dessen Gefolgsleute aus der Partei warf.
Der Vorwurf, Marine Le Pen habe ihn als Europa-Abgeordnete in Brüssel illegal als Assistenten beschäftigt, prallt an der Kandidatin ab – wie alle anderen Vorwürfe und Anschuldigungen, die ihre Anhänger als Propaganda abtun. Wird seine Freundin gewählt, will sich Aliot allerdings aus der nationalen Politik zurückziehen und sich auf sein Mandat als Stadtrat in der südfranzösischen Stadt Perpignan konzentrieren. Ob er überhaupt in den Elysée-Palast einziehen würde, ist unklar. Bei Le Pen-Aliot kriselt es notorisch immer ein bisschen.
Schlossherrin ist sie schon
Während laufende Justizverfahren nichts an der Beliebtheit von Marine Le Pen ändern, kommt Schlossbesitzer François Fillon gnadenlos unter die Räder. An ihm prallt gar nichts ab, im Gegenteil: Die Korruptionsvorwürfe gegen ihn werden immer dichter, und er hat bereits ein Strafverfahren am Hals deswegen. Er hat seine Frau Penelope für fast eine Million Euro Steuergelder jahrelang als seine Parlaments-Assistentin angestellt, obwohl sie – wie sie immer wieder betonte – mit Politik allgemein und jener ihres Mannes im Besonderen nichts am Hut habe. Was jetzt? Egal. Es gibt noch andere Vorwürfe, zum Beispiel, dass er sich von einem Lobbyisten für Frankreichs Interessen in Schwarzafrika Massanzüge habe bezahlen lassen. Oder weil er sich zu Zeiten als Minister und Premierminister auf Staatskosten ins freie Wochenende nach Hause in sein Schloss fliegen liess, zwei Zugstunden oder 250 Kilometer südwestlich von Paris. Als erfahrene bisherige Schlossherrin jedenfalls wäre Penelope Fillon bestens geeignet als Hausherrin im Präsidentenpalast – nur ihre Chancen sind minim.