Die meisten Flüchtlinge kommen mit dem Zug aus Ungarn. Erste Station in Deutschland: der Münchner Hauptbahnhof. Seit Ende August sind bereits 63'000 in die bayerische Landeshauptstadt geströmt. Allein am Samstag waren es fast 13'000 – mehr als je zuvor an einem einzelnen Tag! Auch gestern erhielt München Zulauf. Bis zum Mittag kamen etwa 1400 Flüchtlinge an.
Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (66) schlägt Alarm: «Ich sehe keine Möglichkeit, den Stöpsel wieder auf die Flasche zu kriegen», sagte er zum Magazin «Der Spiegel». Der CSU-Chef greift damit direkt Kanzlerin Angela Merkel (61) an. Diese entschied in der Nacht vom 4. auf den 5. September gemeinsam mit Österreich, die in Ungarn blockierten Flüchtlinge einreisen zu lassen. Seehofer: «Das war ein Fehler, der uns noch lange beschäftigen wird.» Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (57, SPD) klagt: «Wir sind einfach voll hier in München!»
Viele Flüchtlinge mussten draussen übernachten – es fehlten etwa 5000 Notschlafplätze. Die Verteilung der Menschen in andere Bundesländer kommt nur schleppend voran.
Seehofer will sich nun bei Viktor Orban (52) Rat holen. Am 23. September soll der ungarische Regierungschef an einer CSU-Klausur dabei helfen, nach Lösungen in der Flüchtlingskrise zu suchen. Orbans Rezept daheim: ein Zaun an der Grenze, Gefängnis für illegale Einwanderer.
Gestern zog Deutschland die Notbremse und unterbrach die Zugverbindung aus Ungarn. Zudem setzt die Regierung das Schengen-Abkommen aus und kontrolliert ab sofort wieder seine Grenze zu Österreich.