Flüchtlings-Krise
Merkel warnt vor neuem Balkankrieg

In Slowenien droht die Situation aufgrund vieler Neuankömmlingen zu eskalieren. Würde Deutschland die Grenzen dicht machen, käme es im Balkan zu einem Flüchtlingsstau.
Publiziert: 03.11.2015 um 19:38 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 17:03 Uhr
Von Guido Felder

Trotz Kälteeinbruch: Der Flüchtlingsstrom nach Europa reisst nicht ab. Zwei Zahlen: Im Oktober überquerten 218'400 Migranten das Mittelmeer. Das kleine Land Slowenien zählte alleine in der Nacht auf Dienstag 4300 Neuankömmlinge.

Die Situation droht zu eskalieren. Sogar die sonst so besonnene deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (61) greift zu dramatischen Worten. Sie warnt ausdrücklich vor einem neuen Krieg auf dem Balkan, sollte Deutschland als Notmassnahme die Grenze zu Österreich schliessen.

Vor CDU-Vertretern sagte Merkel gemäss deutschen Medien: «Es wird zu Verwerfungen kommen.» Wenn Deutschland dicht machte, würde das vermutlich eine Kettenreaktion auslösen. Es käme auf dem Balkan zu einem grossen Flüchtlingsstau.

Zurzeit gibt es auf dem westlichen Balkan teilweise derart grosse Spannungen, dass die Kanzlerin vor kurzem um eine Konferenz bat. Sie wolle nicht schwarzmalen, aber: «Ich will nicht, dass dort wieder militärische Auseinandersetzungen notwendig werden.» Es gehe schneller als man denke, dass aus Streit Handgreiflichkeiten würden und sich daraus etwas entwickle, das niemand wolle.

Die EU hat es bisher nicht geschafft, alle ihre Mitgliedsstaaten von einer einheitlichen Flüchtlingspolitik zu überzeugen. Mehrere Länder gehen eigene Wege. So baute etwa Ungarn einen Zaun, der den Migrantenstrom nach Kroatien, Slowenien und Rumänien umleitet – was diese Staaten verärgerte.

Auch zwischen Slowenien und Kroatien fliegen die Fetzen: Slowenien warf dem Nachbarn vor, nicht zu informieren, wie viele Flüchtlinge weiterreisen.

Trotz der explosiven politischen Lage und des nicht endenden Flüchtlingsstroms ist Merkel guten Mutes: «Ich bin mir ziemlich sicher, dass man das hinbekommen kann.»

Merkel will nicht nur auf dem Balkan zum Rechten schauen, sie muss auch Konflikte im eigenen Land lösen – und morgen die SPD von der Schaffung von Transitzonen überzeugen. Sollte dies nicht gelingen, droht ein innerdeutscher Scherbenhaufen. Aber auch hier ist die zähe Merkel zuversichtlich: «Dann werden wir weiter verhandeln.»

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