Flavia Wasserfallen will nicht SP-Präsidentin werden
Favoritinnensterben bei der SP

Sie wurde als logische Nachfolgerin von SP-Präsident Christian Levrat gehandelt. Nun erteilt Flavia Wasserfallen den Genossen eine Absage. Die Berner Nationalrätin will nicht in die Fussstapfen des Freiburgers treten.
Publiziert: 23.11.2019 um 12:14 Uhr
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Aktualisiert: 24.11.2019 um 18:25 Uhr
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Flavia Wasserfallen wurde als Nachfolgerin von Christian Levrat gehandelt. Nun sagt die ehemalige SP-Co-Generalsekretärin ab.
Foto: Keystone

Das Favoritinnensterben bei der SP setzt sich fort: Nach der Wahlkampfleiterin und Berner Nationalrätin Nadine Masshardt (35) erteilt auch Flavia Wasserfallen (40) der Partei eine Absage. Die Berner Parlamentarierin und ehemalige Co-SP-Generalsekretärin will nicht Ständerat Christian Levrat (49) nicht an der Parteispitze beerben.

Sie sei erst 2018 in den Nationalrat nachgerutscht und freue sich nun darauf, stärker inhaltlich mitzugestalten, sagte Wasserfallen in einem Interview mit dem «Tagesanzeiger». Sie habe der kürzlich einberufenen Wahlvorbereitungskommission deshalb mitgeteilt, dass sie für das Amt «nicht zur Verfügung stehe».

Meyer, Marti, Gysi

Für den Chefposten komme am ehesten eine Frau aus der Deutschschweiz in Frage, bekräftige Wasserfallen. Als aussichtsreiche Kandidatinnen gelten etwa die beiden Zürcher Nationalrätinnen Mattea Meyer (32) und Min Li Marti (45). Ebenfalls Interesse signalisiert haben die St. Gallerin Barbara Gysi (55), Jacqueline Badran (58) und die frisch gewählte Solothurner Nationalrätin Franziska Roth (53).

Bei den über 50-jährigen möglichen Kandidatinnen fragt sich, ob sie nicht schon zu alt sind, um die Partei in die Zukunft zu führen. Der im Frühling abtretende Levrat, der die Geschicke der Partei zwölf Jahre lang leitete, ist heute erst 49 Jahre alt.

Also doch ein Mann?

Wenn noch mehr Frauen abspringen, ist es denn auch nicht ausgeschlossen, dass bald wieder Kandidaten stärker in den Fokus kommen. So gelten der Aargauer Nationalrat Cédric Wermuth (33) und der Walliser Nationalrat Mathias Reynard (32) als Papabili.

Der frühere Bündner SP-Präsident und frisch gewählte Nationalrat Jon Pult (35) hat sich zugunsten einer Frau schon sehr früh aus dem Rennen genommen. Der Präsident der Alpen-Initiative gilt als ausgezeichneter Rhetoriker, der begeistern kann. Bis am 19. Februar hätte Pult Zeit, seine Kandidatur doch noch anzumelden.

Die Anmeldung muss bei der Wahlvorbereitungskommission unter der Leitung des Zürcher alt Regierungsrats Markus Notter (59) erfolgen. Diese Kommission hat nicht die Aufgabe, mögliche Kandidaten auf Herz und Nieren zu prüfen, sondern vielmehr Interessenten zu motivieren, sich überhaupt fürs Präsidium zur Wahl zu stellen.

Keine Partei wird von Interessenten überrannt

Dies zeigt schon, wie schwierig es ist, einen Nachfolger für Levrat zu finden. Auch andere Parteien haben den Knochenjob, für das Amt des Präsidenten Bewerber zu finden. Dass sich die Genossen umso schwerer tun, in die grossen Fussstapfen Levrats zu treten, verwundert nicht.

Die SP-Spitze mit war mit Christian Levrat und Fraktionschef Roger Nordmann (46) in den letzten Jahren in der Hand von zwei Männern aus der Romandie. Das ist der Grund, weshalb jetzt Frauen aus der Deutschschweiz fürs Präsidium im Vordergrund stehen. Männer haben deshalb eine grosse Chance bei einem Co-Präsidium zusammen mit einer Frau.

Ein welscher Mann wie Mathias Reynard, der zudem schlecht Deutsch redet, dürfte es besonders schwer haben.

Entscheid im April

Levrat will den Chefsessel im Frühjahr 2020 räumen. Die Kandidatinnen und Kandidaten, die sich bis Mitte Februar beworben haben, erhalten ab März die Möglichkeit, sich in allen Landesteilen den Parteimitgliedern und der Öffentlichkeit vorstellen. Die Wahl erfolgt dann am SP-Parteitag vom 4. und 5. April 2020 in Basel. (til)
 

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