Jedes Jahr feiern 200 kantonale und eidgenössische Steuervögte zwei Tage lang. Kaum Programm, viel Spass, so lässt sich zusammenfassen, was das Onlineportal «Inside Paradeplatz» schildert – inklusive Bierschwemme um 23 Uhr. Und alles auf Kosten der Steuerzahler.
So liessen es die staatlichen Geldeintreiber beispielsweise mit den eingesammelten Steuerfranken im September 2017 im hippen Zürcher Kreis 5 krachen. Geladen hatte die Steuerverwaltung des Kantons Zürich, anwesend waren laut dem Artikel 200 Vertreter von Bund und Kantonen, aber auch Professoren von wichtigen Hochschulen sowie höchste Exekutivpolitiker wie der Zürcher Finanzdirektor Ernst Stocker (63, SVP).
Essen, Reden, Apéro, Gala-Dinner, Bierschwemme
Ab 10.30 Uhr traf man sich in einem Hotel in Zürich-West. Nach einem ersten Essen ging es um halb zwei los, mit Begrüssungsreden und einer «Keynote»-Rede, so «Inside Paradeplatz».
Schon um Viertel nach vier soll der offizielle Teil beendet worden sein. Zeit fürs Gesellige: Man wechselte nach Zürich-Oerlikon zum Apéro, schon um 19 Uhr begann das Gala-Dinner im Stage One.
Der Wein sei in Strömen geflossen, das Essen war mehrgängig, dazwischen gab es Showeinlagen auf der Bühne. Um 23 Uhr hiess es «Bierschwemme». Bis um zwei Uhr früh sei gebechert worden.
Auf diese «Überstunden» nahmen die Organisatoren Rücksicht: Am nächsten Tag besammelten sich die Steuerbeamten erst um 9 Uhr vor dem Ibis-Hotel beim Zürcher Technopark. Es standen zunächst «Individuelle Aktivitäten» auf dem Programm.
Nach diesem erholsamen Teil, traf man sich zum Abschluss ab 11.30 Uhr im Technopark zum Essen, bevor es dann ab 13.30 Uhr heim in die Kantone oder zur Eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV) nach Bern ging. Wer es von den Beamten noch ins Büro schaffte, ist unbekannt.
Seit Jahren so
Organisator des jährlichen Anlasses ist die Schweizerische Steuerkonferenz, kurz SSK. «Für diese Anlässe übernehmen alle Gastgeberkantone schon seit Jahrzehnten jeweils einen Teil der Kosten. In der Regel sind das heute 50'000 bis 70'000 Franken. Auch in Zürich haben sich die Kosten nicht ausserhalb dieses Rahmens bewegt (rund 70'000 Franken)», wird ein Sprecher der Zürcher Finanzdirektion zitiert. Den Teilnehmenden würden 450 Franken für den zweitägigen Anlass in Rechnung gestellt.
Laut dem Sprecher wird das in Zürich vom Kanton entschädigt, da es sich um einen geschäftlich bedingten Aufwand handle. Auch in den anderen Kantonen dürfte das auf Spesen gehen und letztlich vom Steuerzahler berappt werden: Der SSK-Präsident Jakob Rütsche bestätigte «Inside Paradeplatz», dass die kantonalen Steuerverwaltungen beziehungsweise die ESTV pro teilnehmende Person einen Beitrag von 400 bis 450 Franken zu leisten hätten – je nach Jahr. Damit ist klar, dass das die Beamten nicht selbst zahlen.
Rütsche war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. (pt)