Bankmanager, Universitätsprofessor, Autor von Büchern und Kolumnen – Erwin Heri (61) trug schon viele Hüte. Nun legt er sich einen weiteren zu. Besser gesagt, eine Mission: Er will das Finanzwissen breiter Bevölkerungsschichten aufbessern. Dafür legte er sich ein komplett eingerichtetes Aufnahmestudio zu. Nun produziert er dort Online-Videos – in Eigenregie.
«Untersuchungen zeigen, dass die meisten kaum etwas über den Finanzbereich wissen», sagt er. Begriffe wie Diversifikation, Zinseszins oder Anlagehorizont seien den Leuten fremd. «Das rührt auch daher, dass diese Dinge in der Schule nicht erklärt werden.» Selbst bei seinen Studenten sei das Verständnis für Finanzen oft nur minimal.
Mit zwei Geschäftspartnern gründete der Professor deshalb 2014 die Online-Plattform fintool.ch. In seinen Gratis-Videos klärt er Anleger über Aktien, Obligationen, Rohstoffe und weitere Themen auf. 2700 Abonnenten hat der Dienst bereits.
Laut Heri ist es gerade bei 30-Jährigen wesentlich, dass sie ihr Geld investieren und nicht auf dem Konto liegen lassen. Grund: «Diese Generation kann die AHV vergessen», sagt er. Private Vorsorge sei gefragt – und damit auch finanzielles Grundwissen.
Mit der Börse ist es allerdings so eine Sache. In Krisen können Investoren viel Geld verlieren. Nicht einmal profundes Wissen schützt davor. Heri musste dies am eigenen Leib erfahren: 2002 verlor er seinen Posten als Anlagechef bei der Credit Suisse, nachdem die Versicherungstochter Winterthur horrende Verluste eingefahren hatte.
Darauf angesprochen, sagt Heri: «Sicher, Kapitalmärkte bergen kurzfristig ein grosses Risiko.» Mit einer langfristigen Anlagestrategie lägen aber fünf bis zehn Prozent Rendite pro Jahr drin, rechnet er vor. Seine Devise lautet: «Wer Geld anlegen will, braucht Geduld.» Über die Jahre gerechnet, zahle sich das aus.