Filmoffensive im Bundeshaus
Die Schweiz soll Hollywoodkulisse werden

Eine neue Organisation soll den internationalen Film in die Schweiz locken. In Bern lobbyiert die Branche für Bundesgelder.
Publiziert: 14.01.2019 um 15:03 Uhr
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Im Film «Goldfinger» kurvt 007 (Sean Connery) über den Furkapass.
Foto: Courtesy Everett Collection
Reza Rafi

Die Verfolgungsjagd am Schilthorn ist Filmgeschichte. James Bond (George Lazenby) rast auf Ski durch den Pulverschnee, die Schergen von Bösewicht Ernst Stavro Blofeld (Telly Savalas) dicht auf den Fersen.

Tempi passati. «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» wurde 1969 gedreht. Damals war die Schweiz noch beliebter Drehort. Für den letzten «Bond»-Streifen «Spectre» 2015 entschieden sich die Produzenten für Österreich. Wien hatte mit gezielten Förderbeiträgen nachgeholfen.

Schweiz soll ausländische Filmproduktionen anlocken

Darum geht die Schweizer Filmwirtschaft jetzt in die Offensive. Unter Federführung des Dachverbandes Cinésuisse stellt die Branche eine Organisation zur audiovi-
suellen Standortförderung auf die Beine. «Film Commission Switzerland» lautet ihr Name. Rechtlich soll sie als Verein eingetragen werden.

«Heute hat jedes Land in Europa eine Film Commission – ausser der Schweiz», begründet Thomas Tribolet von der Swiss Film Producers’ Association (SFP). Ziel der neuen Institution sei, «dass in Zukunft grosse ausländische Filmproduktionen die Schweiz wieder als Standort vorsehen, um hier Filme herzustellen».

SP-Nationalrat Aebischer weibelt für Bundesmittel

Die Schweiz könne beste Dienstleistungen erbringen, so Tribolet weiter – «nicht nur filmtechnische und filmorganisatorische Dienstleistungen, auch die Hotellerie und generell die Infrastruktur sind bestens geeignet».

Bleibt die Frage der Finanzierung: Cinésuisse, präsidiert von SP-Nationalrat Matthias Aebischer, weibelt für Bundesmittel. Im Dezember reichte der Berner BDP-Ständerat Werner Luginbühl einen Vorstoss ein («Die Schweiz als innovative Top-Destination für Filmproduktionen positionieren») und ersucht damit die Regierung um «konkrete und offizielle Unterstützung». Heute würden Grossproduktionen mangels Schweizer Staatshilfen «in Österreich, Frankreich oder Norditalien» durchgeführt, argumentiert Luginbühl.

Dreharbeiten bescheren schöne Umsätze

Produzentenvertreter Thomas Tribolet fügt an: «Ziel für uns wäre es, dass das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) auch eine Förderung für die Audiovision vorsehen würde.»

Laut Luginbühl bescheren Dreharbeiten der heimischen Wirtschaft schöne Umsätze. «Bei einer vierwöchigen Produktion ergibt dies Investitionen von über vier Millionen Schweizer Franken.»

Auf dem Schilthorn steht 007 auch ein halbes Jahrhundert nach dem Dreh noch auf dem Menü: Das Restaurant Piz Gloria serviert «Spaghetti James Bond» für 
24 Franken.

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