Die Fenaco hat nichts zu jammern. Ein starker Franken und billiges Öl liessen die Umsätze der Bauerngenossenschaft zwar leicht auf sechs Milliarden zurückgehen. Der Gewinn jedoch steigt um stolze 65 Prozent auf 96 Millionen Franken.
Fenaco-Chef Martin Keller (46) kommentiert das Resultat nüchtern: «Angesichts dieser Rahmenbedingungen bin ich mit dem Ergebnis zufrieden.» Auch er selbst profitierte: Sein Salär kletterte um 48'000 auf 696'000 Franken.
Seit fast vier Jahren führt Keller den Handelskonzern, der ursprünglich als Selbsthilfegenossenschaft der Bauern gegründet wurde. Er ist Chef von knapp 10'000 Mitarbeitern. Zur Fenaco gehören 217 Genossenschaften mit 43'000 Mitgliedern – hauptsächlich Bauern.
Heute verkauft die Fenaco-Tochter Landi Billig-Roller aus China und Edelweiss-Hemden aus dem Ausland für 19.90 Franken. 86 Tankstellenshops laufen unter der Marke Top Shop. Die Tochterfirma Solvatec baut Solaranlagen und spannt mit dem US-Elektrokonzern Tesla zusammen.
Der Abschied vom bäuerlichen Kerngeschäft stösst nicht nur Landwirten sauer auf: Ex-Preisüberwacher Rudolf Strahm (73) bezeichnete die Fenaco im Wirtschaftsmagazin «Bilanz» als Firmenkonglomerat, das mit seinen Tentakeln nach und nach die Landwirtschaft in Besitz genommen habe.
Laut Wettbewerbskommission vermarktet Fenaco hierzulande mindestens 50 Prozent der Kartoffeln, 65 Prozent aller Ölsaaten und 25 Prozent der Schweine. Laut Forschungsinstitut Bakbasel hat sie am Schweizer Düngermarkt einen Anteil von 70 bis 80 Prozent.
Gestützt wird die Fenaco von einer starken Bauernlobby in Bundesbern. Doch Politik ist für Chef Keller ein Tabuthema. Fragen von BLICK zur Abschottungspolitik, zur Ernährungsinitiative, zur Baulanddebatte und zu Bundesrat Guy Parmelin (56) lässt er nicht zu. Liegt es daran, dass Weinbauer Parmelin bis zu seinem Amtsantritt in der Fenaco-Verwaltung sass? Gesprächiger wird Keller bei Themen wie Innovationen.