Schweizer Politiker inszenieren sich in den sozialen Medien. Dabei vergessen viele, dass die eigene Wikipedia-Seite mindestens so wichtig ist: Wer einen Parlamentarier googelt, landet innert Sekunden darauf.
Zwar sind viele Einträge unvollständig. Doch der Verein Feministische Wissenschaft (Femwiss) will nun herausgefunden haben: Bei Politikerinnen ist alles noch viel schlimmer.
Per Mail bietet der Verein allen Parlamentarierinnen Hilfe an. Diese sollen einen Beitrag über sich selbst verfassen. Femwiss will diesen dann «gemäss den Wikipedia-Richtlinien anpassen, redigieren, ergänzen und hochladen». Kostenlos, versteht sich.
«Wenig Fokus auf ausserhäusliche Leistungen»
Verfasst hat das Angebot Alma Redzic. Sie sagt: «Bei vielen Frauen liegt der Schwerpunkt im Beitrag auf der Kindheit, dem Ehemann und der Anzahl Kinder, statt auf dem politischen Leistungsausweis.»
Das liege wohl daran, dass gegen 90 Prozent der Autoren Männer seien. Einige würden Frauen «nach wie vor als Ehefrauen und Mütter ansehen und wenig Fokus auf ihre ausserhäuslichen Leistungen legen».
SVP-Pieren: «Brauche keine Unterstützung von Feministinnen»
Die Offerte kommt nicht überall gut an. SVP-Nationalrätin Nadja Pieren hat das Mail gelöscht. «Starke Frauen brauchen keine Unterstützung von Feministinnen», sagt die Bernerin. Wem Wikipedia wichtig sei, könne sich selbst darum kümmern.
Offen zeigt sich SP-Nationalrätin Min Li Marti. «Ich selbst kümmere mich wohl auch zu wenig darum, was über mich geschrieben steht», glaubt die Zürcherin. Die Offerte von Femwiss könnte einigen Frauen die Augen öffnen.
Tatsächlich hat auch Pieren gemerkt, dass ihr Beitrag nicht mehr aktuell ist. «Also werde ich das in den nächsten Tagen selbständig ändern.»