FDP vor Ticket-Entscheid
Isabelle Moret stürzt den Freisinn ins Dilemma

Die FDP legt am Freitag fest, mit wem sie ins Rennen um den Bundesratssitz steigen will. In der Fraktion wächst der Widerstand gegen Isabelle Moret. Nun eilen ihr die Frauen zu Hilfe.
Publiziert: 27.08.2017 um 22:06 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 23:35 Uhr
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Wer kandidiert am 20. September für den Bundesrat? Ignazio Cassis, Isa­belle Moret und Pierre Maudet (v. l.) am Montagin Zug.
Foto: Keystone
Sermîn Faki und Simon Marti

Am Freitag gilt es ernst für die FDP: Dann entscheidet ihre Bundeshausfraktion, wen sie ins Rennen um den frei werdenden Sitz von Didier Burkhalter (57) in den Bundesrat schickt: Ignazio Cassis (56), ­Pierre Maudet (39) oder Isabelle Moret (46). Die Frage ist: Soll der Bundesversammlung zur Wahl am 20. September ein Zweiervorschlag präsentiert werden? Oder nominiert die Fraktion doch alle drei Anwärter?

Moret sei nicht fit für das Amt, heisst es

Es wird eine Belastungsprobe für die Partei. Und das liegt an Isabelle Moret. Mehr und mehr Fraktionsmitglieder wollen verhindern, dass die Juristin der Bundesversammlung vorgeschlagen wird. Sie sei nicht fit für das hohe Amt, heisst es. Dies habe die «Road­show» gezeigt, zu der die FDP das Kandidaten-Trio verdonnert hat. Anders als Fraktionschef Cassis, der Kron­favorit, und der Genfer Regierungsrat Maudet habe sie einen schwachen Eindruck hinterlassen.

Mehrere Freisinnige berichten, sogar FDP-Frauen hätten sie nach den Podien bekniet: Sorgt dafür, dass Moret nicht im Bundesrat landet! Klare Sache also? Mitnichten. Die Waadtländerin ist die einzige Frau, die sich zur Verfügung stellt – und die FDP scheut ein reines Männerticket, denn Empörung wäre ihr gewiss (siehe unten). Nach der Rücktrittsankündigung von Bundespräsidentin Doris Leuthard (54, CVP) ist die geringe Zahl von Frauen im Bundesrat ein Dauerthema in Bundesbern.

Geht die Fraktion den Weg des geringsten Widerstands?

Nicht wenige Freisinnige befürchten daher, dass die Frak­tion den Weg des geringsten Widerstands gehen und ein Dreierticket mit allen Kandidaten beschliessen wird. Doch dies «wäre ein Zeichen von Schwäche», sagt ein Fraktionsmitglied. Ein anderes findet: «Wir sollten den Mut haben und die zwei Besten aufstellen. Mit einer schwachen Bundesrätin ist nämlich niemandem gedient: weder der Partei noch den Frauen.» Andererseits: Schlechte Bundesräte färben ja auch nicht auf Männer ab.

Frauen eilen Moret zu Hilfe

Dass Isabelle Moret von der eigenen Fraktion ausgebootet werden könnte, alarmiert die Frauenorganisationen. Der Dachverband Alliance F und weitere Verbände reagieren auf die drohende Männerrunde mit einem öffentlichen Appell an die FDP. «Es muss der Bundesversammlung unbedingt auch eine Frauenkandidatur vorgelegt werden», fordern sie in dem Schreiben, das SonntagsBlick exklusiv vorliegt. «Das systematische Über­gehen von fähigen Politikerinnen für das höchste ­Exekutivamt ist ­inakzeptabel, der FDP unwürdig und verfassungswidrig», so Maya Graf (55, Bild), Grünen-Nationalrätin und Co-Präsidentin von Al­lianceF. Selbst den Anspruch des Tessins stellen sie in Frage: Die Südschweiz habe es in der Hand gehabt, eine Frau zu nominieren, finden die Frauen.

Dass Isabelle Moret von der eigenen Fraktion ausgebootet werden könnte, alarmiert die Frauenorganisationen. Der Dachverband Alliance F und weitere Verbände reagieren auf die drohende Männerrunde mit einem öffentlichen Appell an die FDP. «Es muss der Bundesversammlung unbedingt auch eine Frauenkandidatur vorgelegt werden», fordern sie in dem Schreiben, das SonntagsBlick exklusiv vorliegt. «Das systematische Über­gehen von fähigen Politikerinnen für das höchste ­Exekutivamt ist ­inakzeptabel, der FDP unwürdig und verfassungswidrig», so Maya Graf (55, Bild), Grünen-Nationalrätin und Co-Präsidentin von Al­lianceF. Selbst den Anspruch des Tessins stellen sie in Frage: Die Südschweiz habe es in der Hand gehabt, eine Frau zu nominieren, finden die Frauen.

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