Nach den Wahlen im Oktober werden im Bundeshaus zwei Topjobs frei. Christophe Darbellay (44) tritt nach neun Jahren als CVP-Präsident ab. Und die FDP muss nach sieben Jahren einen Ersatz für Gabi Huber (59) an der Spitze ihrer Fraktion suchen. Vieles deutet darauf hin, dass es zum Generationenwechsel kommt.
Bei Gesprächen mit Christdemokraten fällt immer öfter der Name Martin Candinas (34). Der Bündner Nationalrat hat sich in seiner ersten Legislatur bestens eingelebt, gilt als guter Debattierer und lobbyiert in bester CVP-Tradition knallhart für die Randgebiete und einen starken Service public. Aktuell profiliert er sich als Kämpfer für die neue SRG-Abgabe. Auf den Job an der CVP-Spitze angesprochen, erklärt Candinas vielsagend: «Das Amt des Parteipräsidenten ist abwechslungsreich und spannend.» Um anzufügen, die CVP habe «genug gute Leute, die dieses Amt ausüben können». Noch konzentriere er sich auf seine Wiederwahl, eine Kandidatur sei «im Moment» kein Thema. Zudem sei er beruflich und privat – Candinas wurde vor wenigen Wochen zum dritten Mal Papi – voll ausgelastet.
Nur: Auch Darbellay wurde während seiner Präsidentschaft dreimal Vater. Und wie der Walliser hat auch Candinas die Unterstützung seiner Gattin: «Zum Glück hält meine Frau Eliane mir den Rücken frei.» Auch Candinas dürfte aber klar sein: Als Kronfavorit gilt Pirmin Bischof (56). Sollte der Solothurner Ständerat seine Ambitionen anmelden, wäre er wohl so gut wie gewählt. Doch Bischof wird nachgesagt, er schiele auf die Landesregierung und strebe die Nachfolge von Bundesrätin Doris Leuthard (52) an. Falls sich diese zurückziehen sollte, könnte Bischof erben – und Candinas würde Parteipräsident.
Ähnlich präsentiert sich die Ausgangslage bei der zweiten Vakanz, dem Fraktionspräsidium der FDP. Ambitionen angemeldet hat der Tessiner Arzt Ignazio Cassis (54). Seine Herkunft dürfte ihm viele Stimmen aus der lateinischen Schweiz bringen. Doch er hat starke Konkurrenz aus Bern. Der bestens vernetzte Vizepräsident Christian Wasserfallen (33) sagt: «Das Fraktionspräsidium als Nachfolger von Gabi Huber zu übernehmen, würde mich interessieren.» Wasserfallen und Candinas sind fast gleich alt.
Beide sind hervorragend erreichbar, kommunizieren präzis und praktisch rund um die Uhr. Vor allem Wasserfallen ist auf den Social-Media-Kanälen aktiv und unterscheidet sich so deutlich von Gabi Huber, die Anrufe von Journalisten nur in Ausnahmefällen annimmt. Bei den Polparteien SVP und SP müssen sich die Jungen derweil gedulden. SVP-Chef Toni Brunner und Fraktionschef Adrian Amstutz sitzen wohl auch nach den Wahlen noch im Sattel. Insider schliessen aber nicht aus, dass die beiden 2017 jüngeren Kräften Platz machen. Bei der SP gelten Nationalrat Beat Jans (BS) und der Bündner Jon Pult als Hoffnungsträger.