Er hat stattliche 6600 Follower und schon über 3000 Nachrichten auf Twitter abgesetzt oder weiterverbreitet: FDP-Ständerat Ruedi Noser. Schliesslich ist es für Politiker, die gehört werden möchten, mittlerweile Pflicht, seine Meinung auch in den sozialen Medien kundzutun.
Einige seiner Tweets beinhalten jedoch diverse Rechtschreibfehler. Grund: Noser ist Legastheniker. Werden auch leichte Fälle mitgezählt, so sind etwa zehn Prozent der Schweizer von einer Lese- und Rechtschreibschwäche betroffen.
«Armepferde» statt «Armeepferde»
So schrieb der Zürcher in der Sommersession via Twitter etwa von der «Arme» statt der «Armee» oder vom «Sränderat» statt dem «Ständerat». Was zum Teil zu hämischen Kommentaren führte.
Doch Noser lässt sich davon nicht beirren: «Ich habe gelernt, zu meinen Fehlern zu stehen, und möchte meine Mitmenschen dazu ermuntern, dass sie dies auch tun», sagt er zu BLICK. «Viele Leute haben eine perfekte Rechtschreibung, aber nichts zu sagen. Da sind mir meine Fehler lieber.»
Dennoch versucht auch er, die Fehlerquote auf ein Minimum zu reduzieren. «Meine Assistentin liest und korrigiert wenn möglich meine Tweets und Posts», sagt er. Er sei aber ein emotionaler Mensch. «Wenn ich wütend bin und spontan aus dem Ständerat heraus twittere, hat es halt ein paar Fehler drin. Diese kann ich ja auch nachträglich noch korrigieren lassen.»
Viele Tweets bleiben aber inklusive Rechtschreibfehler stehen. «Auch die Texte für Präsentationen lasse ich zum Teil nicht korrigieren – meine Mitarbeiter und Kunden wissen ja um meine Schreibschwäche», so der Inhaber einer IT-Firma. Programme, die sprachliche Fehler wirklich erkennen, gebe es halt noch nicht.
Hervorragender Inhalt, katastrophale Form
Seine Reden schreibt er allesamt selbst und lässt diese auch von niemandem überarbeiten. «Wenn ich den Text mündlich vortrage, bemerkt die Fehler ja niemand», so der Ständerat.
Schon während der Schulzeit hatte er Strategien entwickelt, um mit seiner Legasthenie zurecht zu kommen. «Ich habe viel gelesen und in Aufsätzen deshalb inhaltlich oft die Note 6 erhalten. Damit habe ich die Note 1 in der Rechtschreibung etwas kompensiert», sagt er lachend.