Saudi-Arabien ist für die Schweiz ein wichtiger Handelspartner: 4,9 Milliarden Franken betrug das Exportvolumen im Jahr 2015. Deshalb – und weil die beiden Staaten seit 60 Jahren diplomatische Beziehungen führen – statteten SVP-Nationalrat Thomas Aeschi und FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter dem Land Ende Jahr einen Besuch ab.
Auffallend beim Treffen: Die St. Galler Politikerin trug kein Kopftuch, wie es für Frauen im Königreich eigentlich Pflicht ist. Nach der deutschen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ist sie damit die zweite westliche Politikerin innerhalb kurzer Zeit, die sich der Verschleierung widersetzt.
Keller-Sutter sagt, sie respektiere die Traditionen anderer Länder. Es sei ihr auch klar, dass man etwa in einer Moschee den Kopf bedecken müsse. «Besuche im Parlament sind jedoch nicht religiös», so die Politikerin. «Und als Schweizer Ständerätin wollte ich so auftreten, wie ich bin.» Das sei auch durchgehend respektiert worden.
So sei sie überall per Handschlag begrüsst worden. «Die Tatsache, dass ein paar Schulbuben in der Schweiz ihrer Lehrerin die Hand nicht geben wollten, scheint mir vor diesem Hintergrund doppelt absurd.»
Ebenso fragwürdig erscheint ihr, «dass wir uns wochenlang darüber unterhalten, ob wir den Handschlag einfordern dürfen oder nicht.»
Nicht alle Schweizer Politiker zeigten sich in der Vergangenheit derart konsequent, was die Bekleidung im arabischen Raum betrifft. Die damalige Aussenministerin Micheline Calmy-Rey sorgte 2008 für Diskussionen, als sie sich bei einem Besuch im Iran verschleierte. Kritische Stimmen gab es etwa aus der SVP.
Deren Vertreter Ulrich Schlüer, Lukas Reimann und Jean-François Rime machten es 2014 allerdings auch nicht besser. Sie verzichteten im Iran auf eine Krawatte, die im Land als Symbol westlicher Dekadenz gilt. «Habe beim Kebab gekleckert», begründete Schlüer damals im BLICK das Fehlen der Krawatte. (vuc)