FDP-Präsident Phillipp Müller verhängt Maulkorb
Über Markwalder redet nur der Chef – naja fast

Die Kasachstan-Affäre um die designierte Nationalratspräsidentin Christa Markwalder spaltet die Freisinnigen.
Publiziert: 19.05.2015 um 08:43 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:04 Uhr
Von Christoph Lenz und Christof Vuille

Übers Wochenende hatte sich Parteipräsident Philipp Müller von der Bernerin distanziert, sprach gestern im BLICK aber von einer «Fehlinterpretation». Die kommunikativen Rückwärts-Salti sorgen innerhalb der FDP für böses Blut – schon am Sonntag liefen die Drähte heiss.

Tatsächlich hat sich bisher kein Fraktionsmitglied so scharf gegen Markwalder gewandt wie der Präsident. Mehrere Parteikollegen finden es daneben, dass er die Frage der Kandidatur fürs Nationalratspräsidium offen liess. «Er goss sinnlos Öl ins Feuer», wettern sie.

Manche befürchten, die FDP mache bei Markwalder die gleichen Fehler wie im Fall von Elisabeth Kopp. Auffallend: Kaum einer der angefragten Politiker will sich namentlich zur Affäre äussern.

Diejenigen, die es doch zu tun gedenken, ziehen ihre Statements später wieder zurück. Wohl mit gutem Grund. Denn am Sonntag zog die Parteileitung die Notbremse. In einem E-Mail an die Fraktion schärfte der Kommunikationschef den FDP-Politikern die Spielregeln ein.

Die Kommunikation im Fall Markwalder wird ab sofort zentral gesteuert. Kontakte mit Journalisten müssen an die Parteileitung rapportiert werden. Am besten sollen sich nur Präsident Müller und Fraktionschefin Gabi Huber äussern. Und mit Bewilligung etwa auch Doris Fiala, die gestern bei Tele Züri sprach.

Das sorgt bei gestandenen Freisinnigen für Unmut. Die FDP-Führung behandle die Fraktionsmitglieder wie Kindergärtler, sagen einige sinngemäss.

Und: Man sei nicht Philipp Müller verpflichtet, sondern dem Volk und der liberalen Gesinnung, tönt es. Der FDP-Präsident selbst wollte sich auf  eine Anfrage von BLICK nicht zur Angelegenheit äussern.

Nationalrat Andrea Caroni begrüsst grundsätzlich, dass in diesem Fall mit einer Stimme kommuniziert wird. Auch andere warnen vor einer drohenden Kakofonie.

Fraktionschefin Gabi Huber war nicht erreichbar. Ihr Vize, der Tessiner Nationalrat Ignazio Cassis, sagt nur: «Christa Markwalder ist eine sehr korrekte Person. Ihr Vertrauen wurde missbraucht.»

Am Freitag soll es bei der Fraktionssitzung zur grossen Aussprache kommen. Langweilig wirds bestimmt nicht.

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