Er ist der einzige Spitzensportler im Eidgenössischen Parlament: FDP-Nationalrat Marcel Dobler (36) fährt Bob – und ist damit als Politiker in dieser Disziplin ein Aussenseiter wie die tollpatschigen Jamaikaner, die in der Filmkomödie «Cool Runnings» den Eiskanal heruntersausten.
Jetzt steht Doblers sportlicher Karrierehöhepunkt bevor. Am kommenden Sonntag nimmt er an der Europameisterschaft im Viererbob teil – im Team von Weltklasse-Pilot Beat Hefti (38), dem Weltmeister, fünffachen Europameister und Olympia-Zweiten von Sotschi 2014.
«Unser Ziel sind die Top Ten»
Dobler, der sonst im Aussenseiterteam des verletzten Pius Meyerhans (50) mitfährt, wurde letzte Woche infolge guter Leistung ins Hefti-Team befördert. Gestern fand das erste Training in der EM-Bobbahn von Winterberg (D) statt. Ideal lief es nicht: «Der von der ETH entwickelte Bob ist saumässig eng und der Fahrer vor mir wiegt 105 Kilo», sagt Dobler, der selbst 104 Kilo schwer ist.
Beim Einsteigen habe er keinen Millimeter Platzreserve. Für den Sonntag ist er dennoch zuversichtlich: «Für einen Spitzenplatz wird es aber nicht reichen. Dafür ist das Team noch zu wenig eingespielt. Unser Ziel sind die Top Ten.»
«Mein Bubentraum ist Olympia»
Dobler, der die Firma Digitec aufgebaut und für Millionen verkauft hat, war früher leidenschaftlicher Leichtathlet. 2009 gewann er den Schweizermeister-Titel im Zehnkampf. 2014 wechselte er zum Bobsport – als Anschieber. Bei Hefti startet er getreu seiner politischen Einstellung auf der rechten Seite.
2015 gelang dem zweifachen Familienvater der Einzug für die FDP ins Parlament. «Ich warte auf die erste Dopingkontrolle im Bundeshaus», schmunzelt er.
Und nebenher trainiert er für sein grösstes Ziel: «2018 will ich bei den Olympischen Spielen in Südkorea dabei sein. Das ist mein Bubentraum.» 2026 könnten die Spiele gar vor seiner Haustüre stattfinden. Graubünden strebt eine Kandidatur an – mit Austragungsort Rapperswil-Jona SG, dem Wohnort Doblers. «Dann verlängere ich sicherlich um acht Jahre!»