FDP-Nationalrat Kurt Fluri (65) hat fünf Kinder. Gleich vier davon sind Zwillinge. «Unsere Familie gleicht einem Ameisenhaufen», sagte Fluris Frau vor sechs Jahren gegenüber der «Aargauer Zeitung».
Als sie ihren Mann heiratete, habe sie stets um die «knappe Zeit» gewusst, die er aufgrund seiner Politik-Karriere für die Familie haben werde, sagt Denise Fluri (56). Kurt Fluri ist nicht nur FDP-Nationalrat, sondern seit 27 Jahren auch Stadtpräsident von Solothurn.
Inzwischen sind die Kinder älter geworden – die beiden Jüngsten sind 15 Jahre alt. Kurt Fluri streicht zwar noch immer jeden Morgen «Zmorge-Schnittli». Doch federführend sei immer seine Frau gewesen: «Sie hat viel mehr für unsere Kinder gemacht», sagt er.
Kein «glühender Anhänger»
Obwohl Fluri wenig Zeit mit seinen Kindern hatte, sei er nie ein «glühender Anhänger» des Vaterschaftsurlaubs gewesen. «Wieso kann man nicht einfach Ferien nehmen?», fragt er. «Wenn ein Kind auf die Welt kommt, verreist man in der Regel sowieso nicht.»
Letzten September stimmte Fluri im Parlament dann zähneknirschend für zwei Wochen Vaterschaftsurlaub. Primär aus taktischen Gründen: «Ich habe im Rat für den Zwei-Wochen-Kompromiss gestimmt, damit die weiter gehende Initiative zurückgezogen wird», erklärt er. Diese wollte vier Wochen festschreiben.
Nun, einen Monat vor dem Abstimmungstermin, vollzieht Fluri eine Kehrtwende. Er engagiert sich ab sofort im Nein-Komitee gegen den Vaterschaftsurlaub. Das Umschwenken sei coronabedingt: «Es wäre verantwortungslos, jetzt die Arbeitskosten zu erhöhen.» Der Vaterschaftsurlaub sei ein «Projekt aus einer besseren Zeit», das sich die Schweiz heute nicht leisten könne.
Fluri steht sinnbildlich für die FDP
Fluris Kehrtwende steht sinnbildlich für die FDP. Keine andere Partei ist beim Vaterschaftsurlaub so gespalten. Im Parlament stimmten die Freisinnigen dem Anliegen noch zu. An der Delegiertenversammlung vergangenen Samstag fasste die Parteibasis dann die Nein-Parole. Und zwar hauchdünn – eine einzige Stimme gab den Ausschlag!
Die Spaltung der FDP spiegelt sich auch in den ihr nahestehenden Wirtschaftsverbänden. Sowohl Economiesuisse als auch der Arbeitgeberverband haben Stimmfreigabe beschlossen.
Elternzeit statt Vaterschaftsurlaub
Schon vor Corona gegen den Vaterschaftsurlaub waren die Jungfreisinnigen. Sie kämpfen wie viele im freisinnigen Nein-Lager nicht für einen Vaterschaftsurlaub, sondern für eine Elternzeit. «Wir dürfen nicht Hand bieten zu einem faulen Kompromiss von zwei Wochen», sagt der Präsident der Jungfreisinnigen, Matthias Müller (27).
Zu viel Elternzeit soll es aber auch nicht sein. Alles, was über die von der FDP geforderten 16 Wochen hinaus gehe, sei «für unsere KMU finanziell nicht verkraftbar», sagt er.
Gössi für Vaterschaftsurlaub
Im Ja-Lager kämpft derweil FDP-Präsidentin Petra Gössi (44). «Ein Vaterschaftsurlaub trägt mit zur Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Schweiz bei», sagte sie gegenüber der SRF-«Tagesschau». Es handle sich um einen gesellschaftlichen Wunsch. «Ich glaube, die Wirtschaft muss da mitziehen.»
Kurt Fluri hat als fünffacher Vater «einige Hundert Windeln gewechselt». Auch ohne Vaterschaftsurlaub, wie er sagt. Dennoch will er das Papi-Fenster nicht ganz schliessen: «Sobald sich die Wirtschaft vom Corona-Schock erholt, können wir wieder über den Vaterschaftsurlaub diskutieren.»
Frischgebackene Väter sollen endlich auch Zeit mit ihrem Nachwuchs verbringen. Das finden Bundesrat und Parlament. Zwei Wochen Papi-Ferien soll es nach ihrem Willen geben, bezahlt durch die Erwerbsersatzordnung, die auch den Mutterschaftsurlaub finanziert.
Zu viel, finden die SVP-Politikerinnen Susanne Brunner (48) und Diana Gutjahr (36). Unterstützt von der eigenen Partei sowie FDP- und CVP-Vertretern, ergriffen sie das Referendum. Am 27. September stimmt die Schweiz darüber ab.
Zu viel Aufwand für KMU?
Die Gegner stören sich daran, dass viele mehr Lohnabzüge haben, damit einige wenige 14 Tage Papi-Ferien nehmen können. Das sei gerade für KMU ein Problem. Zudem solle sich der Staat bei der Frage, wie sich Familien organisieren, nicht einmischen.
Die Befürworter verweisen darauf, dass die Schweiz mittlerweile das einzige europäische Land ohne Vaterschafts- oder Elternurlaub ist. Und dass die Kosten praktisch bereits finanziert seien.
Am Anfang des Streits stand eine Volksinitiative. Diese forderte vier Wochen Vaterschaftsurlaub, wurde aber nach dem Zwei-Wochen-Kompromiss zurückgezogen.
Frischgebackene Väter sollen endlich auch Zeit mit ihrem Nachwuchs verbringen. Das finden Bundesrat und Parlament. Zwei Wochen Papi-Ferien soll es nach ihrem Willen geben, bezahlt durch die Erwerbsersatzordnung, die auch den Mutterschaftsurlaub finanziert.
Zu viel, finden die SVP-Politikerinnen Susanne Brunner (48) und Diana Gutjahr (36). Unterstützt von der eigenen Partei sowie FDP- und CVP-Vertretern, ergriffen sie das Referendum. Am 27. September stimmt die Schweiz darüber ab.
Zu viel Aufwand für KMU?
Die Gegner stören sich daran, dass viele mehr Lohnabzüge haben, damit einige wenige 14 Tage Papi-Ferien nehmen können. Das sei gerade für KMU ein Problem. Zudem solle sich der Staat bei der Frage, wie sich Familien organisieren, nicht einmischen.
Die Befürworter verweisen darauf, dass die Schweiz mittlerweile das einzige europäische Land ohne Vaterschafts- oder Elternurlaub ist. Und dass die Kosten praktisch bereits finanziert seien.
Am Anfang des Streits stand eine Volksinitiative. Diese forderte vier Wochen Vaterschaftsurlaub, wurde aber nach dem Zwei-Wochen-Kompromiss zurückgezogen.
Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.
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