FDP-Nationalrätin Regine Sauter verteidigt den Sparkurs bei der Altersvorsorge
«Wir wollen keinen Rentenklau»

Eine AHV-Ausbau kommt für die Ratsrechte nicht in Frage. Vom 70-Franken-Deal im Ständerat würden die Falschen profitieren, sagt FDP-Nationalrätin Regine Sauter (50) im BLICK-Interview.
Publiziert: 27.06.2016 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:50 Uhr
1/5
Direktorin der Zürcher Handelskammer: Regine Sauter (50).
Foto: MONIKA FLUECKIGER
Ruedi Studer

Frau Sauter, wie fühlt man sich als Totengräberin der Rentenreform?
Regine Sauter: (Lacht) Wieso Totengräberin? Wir wollen die AHV langfristig sichern!

Die Sozialkommission steuert auf einen tieferen BVG-Umwandlungssatz ohne Kompensation und Rentenalter 67 zu. Das hat in einer Volksabstimmung keine Chance. Sie ­beerdigen damit die Reform.
Was die Kommis­sion konkret diskutiert, darf ich nicht sagen. Wir schauen aber Vor- und Nachteile verschiedener Modelle an. Unser Ziel ist, die Altersvorsorge zu sichern und das heutige Rentenniveau zu halten.

Die von BLICK aufgedeckten ­Berechnungen zeigen aber: Das Rentenniveau sinkt!
Das wäre so. Es braucht keine Fantasie, um das zu sehen.

Dann ist dieser Vorschlag also vom Tisch?
Ein Rentenabbau war nie unser Ziel. Auch wir wollen keinen Rentenklau.

Aber wie wollen Sie das Rentenniveau halten, wenn es beim BVG nur nach unten geht?
Wir diskutieren verschiedene Varianten. Am Schluss braucht es einen Mix von Massnahmen. Wir versuchen nun, eine Mehrheit für eine gute Lösung zu finden.

Wo finden Sie diese Mehrheit?
Sicher mit der SVP, aber wir hoffen auch auf die CVP.

Um die CVP ins Boot zu holen, müssen Sie höhere AHV-Renten in Kauf nehmen.
Ein AHV-Ausbau liegt völlig quer in der Landschaft. Weder die AHV-plus-Initiative der Gewerkschaften noch der 70-Franken-Vorschlag des Ständerats kommen für uns in Frage.

Eine AHV-Einzelrente beträgt maximal 2350 Franken im Monat. Da sind 70 Franken mehr Peanuts.
Das sind doch keine Kleinigkeiten! Jemand muss das zahlen. Der Ständerat will mit der Giess­kanne Geld verteilen. Gerade die tiefen Renten haben aber nichts davon, weil dann entsprechend weniger Ergänzungsleistungen ausbezahlt werden. Es profitieren letztlich die Falschen.

Die CVP denkt nun offenbar an ein abgestuftes Modell, welches stärker auf Mindestrenten fokussiert.
Ein AHV-Ausbau ist für die FDP kein Thema. Punkt.

Dafür ein Abbau: Die angepeilte Stabilisierungsregel führt de facto stufenweise zum Rentenalter 67.
Schauen Sie, bei der Gründung der AHV zahlten sechs Arbeitnehmer für einen Rentner – 2030 werden es noch zweieinhalb sein. Und die Lebenserwartung steigt weiter. Wir wollen eine langfristig sichere Lösung über 2030 hinaus.

Das können Sie doch in ­einer späteren Reform anpacken.
Nein, wir müssen heute ehrlich sein mit der Bevölkerung! Wir müssen heute eine langfristige Lösung finden. Dafür braucht es eine Stabilisierungsregel – ich nenne sie im Übrigen eine Renten-Retter-Regel.

Wie muss diese für Sie konkret aussehen?
Fällt der AHV-Fonds unter eine gewisse Schwelle, muss die Politik Lösungen aufzeigen. Schafft sie das nicht, greift der Mechanismus. Dann müssen beide Seiten Kröten schlucken: eine schrittweise Erhöhung des Rentenalters um maximal zwei Jahre – kombiniert mit ­einer schrittweisen Erhöhung der Mehrwertsteuer um zusätzlich 0,4 Prozent.

Noch mal: Das so durchzudrücken ist eine Hochrisikostrategie, welche die ganze Reform gefährdet.
Nein. Wenn überhaupt, kommt diese Regel erst in 20 Jahren zum Zug. Jeder hat also ­genügend Zeit, sich auf diese Situation einzustellen. Ich bin mir sicher, dass die Bevölkerung den Ernst der Lage begreift.

Oder Sie liefern mit Ihrer Abbau-Vorlage einen Steilpass für die AHV-plus-Initiative, die im September vors Volk kommt.
Wir bringen eine Sicherungsvorlage. Dass ein AHV-Ausbau nicht drin liegt, sieht auch das Stimmvolk ein. Da mache ich mir keine Sorgen.

Rentenalter 67 ab Jahrgang 64

Bern – Gemäss der «SonntagsZeitung» berechnete das Bundesamt für Sozialversicherung, dass eine Rentenaltererhöhung erst in 13 Jahren nötig wird. Dann müsste das Rentenalter auf mindestens 67 Jahre steigen. Als erste wären Männer und Frauen mit Jahrgang 1964 betroffen.

Bern – Gemäss der «SonntagsZeitung» berechnete das Bundesamt für Sozialversicherung, dass eine Rentenaltererhöhung erst in 13 Jahren nötig wird. Dann müsste das Rentenalter auf mindestens 67 Jahre steigen. Als erste wären Männer und Frauen mit Jahrgang 1964 betroffen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?