Sie haben die Wahlen gewonnen, sie haben einen bürgerlichen Plan für die Schweiz und sie könnten sich jetzt an die Arbeit machen: SVP-Chef Toni Brunner und FDP-Boss Philipp Müller. Doch im «Siegerinterview» der beiden Parteichefs in der «Schweizer Illustrierten» ist von eitel Sonnenschein und frischer Tatkraft nicht viel zu spüren.
Vielmehr zeigt sich, dass die «Weltwoche» von SVP-Shootingstar Roger Köppel zur Belastungsprobe für das bürgerliche Lager wird. Nach seinem Autounfall griff sie FDP-Müller frontal an, warf ihm Führungsschwächen und menschliches Versagen vor. Für Müller war dieser Artikel «unter der Gürtellinie». Er hoffe nicht, dass «Weltwoche» gleich SVP und SVP gleich Weltwoche sei, sagt der FDP-Präsident. «Sonst wäre Feuer im Dach zwischen den beiden bürgerlichen Parteien, die zusammenarbeiten müssen in wichtigen Fragen dieses Staates.»
Brunner: «Wir haben nichts zu sagen auf der Redaktion»
Brunner, der das aktuelle Cover des Magazins ziert, weist jede Verantwortung von sich: «Ich muss hier nicht den Anwalt der «Weltwoche» spielen. Die «Weltwoche» ist schliesslich kein Parteiblatt, und wir haben nichts zu sagen auf der Redaktion.»
Auch innerhalb der SVP-Fraktion hat die «Weltwoche» kürzlich für böses Blut gesorgt. Nachdem ihre Journalisten verschiedene arrivierte Parteiexponenten als Abweichler desavouierte, wehrten sich die Angegriffenen in der «Nordwestschweiz» lautstark. Der St. Galler Nationalrat Roland Büchel erwog letzte Woche sogar rechtliche Schritte gegen die «Weltwoche» von Parteikollege Köppel einzuleiten.
Und FDP-Müller findet noch etwas «unter der Gürtellinie»: Die Kritik von Christoph Blocher, seine Aussagen hätten eine Halbwertszeit von «nicht einmal einem Tag». «Das ist nicht förderlich für eine gute Zusammenarbeit. Ich bin kritikfähig, aber hier gehts nicht um Kritik, sondern um die Wertung meiner Person.» Toni Brunner meint dazu nur: «Wir müssen jetzt vorwärtschauen.»