Eigentlich war der Titel der jüngsten Ständerätin schon vergeben: Die Genfer Grüne Lisa Mazzone (31) schaffte am Sonntagnachmittag die Wahl. Doch wenige Stunden später war sie bereits nicht mehr die jüngste. Denn um 21.15 Uhr war in Freiburg die Sensation perfekt: FDP-Kandidatin Johanna Gapany (31), nur ein halbes Jahr jünger als Mazzone, verdrängt den bisherigen CVP-Ständerat Beat Vonlanthen (62) aus dem Stöckli.
Mit nur gerade 138 Stimmen Vorsprung machte sie als unverbrauchte Kraft das Rennen vor dem altgedienten Politiker. Die Verliererin CVP fordert nun eine Nachzählung, doch die Staatskanzlei sieht keinen Grund dafür (siehe Box).
So oder so steht Gapany als Siegerin da. Den Coup hat ihr im Vorfeld niemand zugetraut. Von den bisherigen Ständeräten wurde sie arg unterschätzt. Während die FDP-Frau einen beherzten Wahlkampf führte, vertraute Vonlanthen allzu lange auf seinen Bisherigenbonus.
Als Chancenlose gestartet
«Ich habe meine Kampagne chancenlos gegen zwei Favoriten begonnen, doch ich habe mein Ziel nie aus den Augen gelassen», sagt Gapany zu BLICK.
Erst spätabends durfte sie die Korken knallen lassen und im La Promenade in Bulle FR mit Parteikollegen, Familie und Freunden so richtig feiern. «Es war nicht einfach, so lange warten zu müssen, aber es war ein schöner Moment.» Natürlich war sie auch aufgewühlt. «Die Nacht war kurz, aber da muss man als Politikerin flexibel sein», sagt sie lachend.
Gapany hat Historisches erreicht: Sie ist nicht nur die erste Freiburger Ständerätin, sie ist auch die jüngste Frau, die es je in die kleine Kammer geschafft hat. Einzig Männer gab es noch ein paar jüngere.
Steile Politkarriere
Das Ständeratsmandat ist die Krönung einer steilen Politkarriere. «Das Interesse an der Politik hat mein Vater geweckt», erzählt Gapany. Dieser war Gemeinderat in La Tour-de-Trême – und damit gehörten politische Themen zu ihrem Alltag. Schon als Kind begleitete sie ihn an Anlässe und diskutierte mit den Leuten.
Mit 16 Jahren begann sie sich selber richtig für Politik zu interessieren und wurde später bei den Jungfreisinnigen aktiv. 2010 wurde sie Präsidentin der jungfreisinnigen Kantonalpartei und kandidierte 2011 erfolglos für den Nationalrat. Seit 2016 sitzt sie im Kantonsparlament. Sie ist als Gemeinderätin von Bulle zuständig für den Bereich Strassenunterhalt, Forstwirtschaft, Abfall und Entsorgung. Jetzt wird sie Ständerätin – auf eine Nationalratskandidatur hat sie verzichtet.
Für striktere Gesundheitspolitik
Sie ist sich bewusst, dass das neue Amt viel Verantwortung mit sich bringt. Und sie weiss auch schon, wo sie Schwerpunkte setzen möchte. «Ich will die Kaufkraft der Mittelklasse stärken», sagt sie. Das heisst für sie «weniger Abgaben und Steuern».
Ansetzen will sie in der Gleichstellungspolitik. Dazu gehört für die Neu-Ständerätin die Individualbesteuerung, mit der auch verheiratete Paare ihr jeweiliges Einkommen separat besteuern. «Unter dem Strich bezahlen verheiratete Paare damit weniger Steuern», betont Gapany. Zudem will sie die Rahmenbedingungen für berufstätige Frauen verbessern und die familienergänzende Kinderbetreuung dafür stärken. Auch ein vierwöchiger Vaterschaftsurlaub und später eine Elternzeit sind ihr ein Anliegen.
Eine striktere Linie will die studierte Ökonomin, die im privaten Daler-Spital in Freiburg als Projektleiterin arbeitet, in der Gesundheitspolitik fahren. «Wir müssen mehr Eigenverantwortung übernehmen», fordert sie. Konkret möchte sie die Mindestfranchise erhöhen oder die Leistungen in der obligatorischen Grundversicherung einschränken. «Zentral ist für mich die Stärkung der Hausarztmedizin, damit lassen sich Kosten sparen.»
Die junge Freiburgerin unterstützt auch den neuen Ökokurs von FDP-Chefin Petra Gössi (43). So befürwortet Gapany das Netto-null-CO2-Ziel bis 2050 und sie will die erneuerbaren Energien stärker fördern. Allerdings macht sie auch Abstriche: Einer Flugticketabgabe steht sie skeptisch gegenüber, ebenso einer CO2-Abgabe auf Treibstoffen.
Zudem möchte Gapany gemäss Smartvote-Befragung mehr Geld in den Strassenbau stecken und stark befahrene Autobahnstrecken auf sechs Spuren ausbauen. Für Gapany kein Widerspruch: «Ich bin gegen Verbote und für Mobilität – besonders die Elektromobilität müssen wir fördern, um den CO2-Ausstoss zu reduzieren.»
Fleissig Deutsch büffeln
Bis zu ihrem Amtsantritt im Dezember will Gapany weiter fleissig Deutsch lernen, obwohl sie die Sprache bereits sehr gut beherrscht. Mit Blick auf den Wahlkampf hat sie schon intensiv Deutsch gebüffelt, um auch die Deutschfreiburger von sich zu überzeugen. Sogar einen Sprachaufenthalt in der deutschen Stadt Freiburg im Breisgau hat sie absolviert.
Vor Jahren machte sie zudem einen viermonatigen Sprachaufenthalt im kanadischen Vancouver, um ihr Englisch zu verbessern. Die nahen Berge kamen ihr dabei gelegen, zählt sie doch das Wandern neben dem Reisen zu ihren Hobbys.
Doch nicht nur politisch, sondern auch privat steht Gapany ein wichtiger Schritt bevor. So wird die Ständerätin mit ihrem langjährigen Freund Olivier Fantino, dem Geschäftsführer von Strasse Schweiz, schon bald vor dem Standesamt stehen. «Im März heiraten wir!», freut sich Gapany. Dann werden die Korken wieder knallen.
Die Freiburger CVP will die Niederlage ihres Kandidaten Beat Vonlanthen (62) nicht so einfach hinnehmen. Sie hat am Montag die Nachzählung der Stimmen im zweiten Wahlgang für den Ständerat verlangt.
Vonlanthen musste sich am Sonntag mit nur 138 Stimmen Rückstand geschlagen geben. Gemäss dem am Montag veröffentlichten, definitiven Resultat kommt der CVP-Mann auf 30'991 Stimmen, FDP-Herausfordererin Johanna Gapany (31) auf 31'129 Stimmen.
Angesichts der gravierenden Probleme bei der Auszählung der Stimmen stelle sich die Frage nach der Gültigkeit der Wahl, so die CVP in einer Mitteilung. Die Bekanntgabe der Stimmen mehrerer Gemeinden hatte sich am Sonntag aufgrund eines Informatikproblems mehrere Stunden verzögert.
Die Freiburger Staatskanzlei sieht aber keinen Grund für eine Nachzählung. Die für die Oberaufsicht zuständigen Oberamtmänner der Bezirke Saane, Sense und See könnten eine Teilnachzählung anordnen, sähen aber keinen Nutzen darin, erklärt die Staatskanzlei zum Begehren der CVP. Denn das Problem am Wahltag habe nicht bei der Zählung gelegen, sondern bei der Übermittlung der Resultate.
Der CVP-Parteivorstand will nun am Donnerstag über einen allfälligen Rekurs beraten. (SDA/rus)
Die Freiburger CVP will die Niederlage ihres Kandidaten Beat Vonlanthen (62) nicht so einfach hinnehmen. Sie hat am Montag die Nachzählung der Stimmen im zweiten Wahlgang für den Ständerat verlangt.
Vonlanthen musste sich am Sonntag mit nur 138 Stimmen Rückstand geschlagen geben. Gemäss dem am Montag veröffentlichten, definitiven Resultat kommt der CVP-Mann auf 30'991 Stimmen, FDP-Herausfordererin Johanna Gapany (31) auf 31'129 Stimmen.
Angesichts der gravierenden Probleme bei der Auszählung der Stimmen stelle sich die Frage nach der Gültigkeit der Wahl, so die CVP in einer Mitteilung. Die Bekanntgabe der Stimmen mehrerer Gemeinden hatte sich am Sonntag aufgrund eines Informatikproblems mehrere Stunden verzögert.
Die Freiburger Staatskanzlei sieht aber keinen Grund für eine Nachzählung. Die für die Oberaufsicht zuständigen Oberamtmänner der Bezirke Saane, Sense und See könnten eine Teilnachzählung anordnen, sähen aber keinen Nutzen darin, erklärt die Staatskanzlei zum Begehren der CVP. Denn das Problem am Wahltag habe nicht bei der Zählung gelegen, sondern bei der Übermittlung der Resultate.
Der CVP-Parteivorstand will nun am Donnerstag über einen allfälligen Rekurs beraten. (SDA/rus)