Auf einen Blick
- FDP-Präsident Burkart äussert Bedenken über die Zuverlässigkeit der USA
- Schweiz müsse auf geopolitische Unsicherheit reagieren und Prioritäten setzen
- Nach drei Jahren Ukraine-Krieg fordert Burkart eine Gesamtverteidigungsstrategie
FDP-Präsident Thierry Burkart (49) sorgt sich, dass die Verlässlichkeit der USA infrage stehe. «Innert Kürze hat Donald Trump die Unsicherheit zum politischen Prinzip erhoben», sagte Burkart in einem Interview zu den Tamedia-Zeitungen vom Donnerstag.
Die USA würden sich von einer klassisch liberalen Demokratie entfernen und verfolgten zunehmend eine knallharte Machtpolitik. Sie würden sich damit teilweise in das Denkmodell von autokratischen Staaten begeben. Dies könne langfristig wirtschaftliche Folgen haben, insbesondere für die USA selbst.
Die Schweiz müsse auf diese geopolitische Unsicherheit reagieren, betonte Burkart. Sie brauche klare sicherheits- und verteidigungspolitische Prioritäten, um sich der veränderten Lage zu stellen. Gleichzeitig dürfe sie aber «aussenpolitisch nicht in Hyperaktivität verfallen».
Schwierige Weltlage erfordert verlässliche Schweiz
Der FDP-Politiker forderte, dass der Bundesrat nach drei Jahren Krieg in der Ukraine «endlich einen sicherheitspolitischen Konsens im Sinne einer Gesamtverteidigungsstrategie» erziele. Die Armee spiele dabei eine zentrale, wenn auch nicht die einzige Rolle.
Auf die Frage, ob es ein Fehler war, sich bei der Erneuerung der Luftverteidigung auf amerikanische Produkte gestützt zu haben, sagte Burkart: «Bei gleichwertigen Angeboten sollten wir europäische Anbieter bevorzugen, um deren Industrie zu stärken und uns unabhängiger von den USA zu machen». Also quasi eine «Europe-First» Strategie fahren.
Die Beschaffung der F-35-Kampfjets sei jedoch bereits seit mehreren Jahren im Gang. «Diese abzubrechen, wäre falsch und führte zu einer eklatanten Lücke in unserer Luftverteidigung.» Dennoch sei die amerikanische Rüstungsindustrie so dominant, dass die Schweiz in gewissen Bereichen kaum Alternativen habe.
Burkart betonte, dass sich die Schweiz in der aktuellen Weltlage auf ihre Rolle als verlässlicher Partner besinnen müsse. Neutralität bedeute nicht Gesinnungsneutralität, sagte er mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. «Wir dürfen und müssen klar festhalten, dass Russland der Aggressor ist, der das Völkerrecht gebrochen hat.»