Familienzoff bei Giezendanner!
«Das tut schon weh»

Die Söhne des Gründers zerstritten sich über die Führung der Transportfirma Giezendanner. Nun verliess Stefan das Unternehmen. Sein Vater, SVP-Doyen Ulrich Giezendanner, begrüsst die Entscheidung.
Publiziert: 02.09.2018 um 02:01 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:49 Uhr
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Unterschiedliche Persönlichkeiten: Benjamin (l.) mit Ulrich und Stefan Giezendanner.
Foto: ZVG
Marcel Odermatt

Äusserlich liess er sich nichts anmerken. Doch die letzten Wochen und Monate waren schwierig für Ulrich Giezendanner (64). Grund für die Sorgen des Aargauer SVP-Natio­nalrats war ein Familienzwist, bei dem es um nichts weniger ging als um das Lebenswerk des Fuhrhalters, die Giezendanner Transport AG.

In aller Sorgfalt hatte er seine Sprösslinge Stefan (39) und Benjamin (36) auf die Führung vorbereitet. 2014 wurde Benjamin Leiter Transport, Stefan Finanzchef und Leiter Logistik im damals 110 Mitarbeiter starken Unternehmen. Nur: Die Brüder harmonierten nicht. Die Rede ist von lauthals vor Mitarbeitern ausgetragenen Streitigkeiten.

Der Patron, ein führender SVP-Politiker, investierte jahrzehntelang sein Herzblut in das LKW-Geschäft. Nun bestätigt er SonntagsBlick: «Ja, es stimmt leider. Es kam zu Spannungen zwischen den beiden.» Benjamin sei eher der risikobereite Unternehmer, Stefan ein vorsichtiger Finanzmann. Ulrich Giezendanner: «Der Konflikt zwischen den beiden hat mich auch persönlich belastet.»

1972 hatte Giezendanner drei Camions von seinem verstorbenen Vater übernommen. Er expandierte in ganz Europa, 1995 baute er am Firmensitz in Rothrist AG moderne Container-Terminals mit Bahnanschluss, kämpfte kurzfristig auch mit Liquiditätsproblemen.

«Wenn man dann spürt, dass es Schwierigkeiten gibt, wie der Nachwuchs das Unternehmen in die Zukunft führen soll, tut das schon weh», sagt der Nationalrat, der 2019 nach 28 Jahren aus der grossen Kammer zurücktritt.

Stefan wollte nicht mehr

Im Dezember zog Stefan dann die Notbremse. Der Betriebsökonom beschloss eine Auszeit von sechs Monaten, reiste nach Kanada und nach Rom. Nach seiner Rückkehr war klar, dass er nicht mehr mit seinem jüngeren Bruder zusammenarbeiten wird.

Seit Mitte August hat Stefan jetzt einen neuen Job als CEO der Mittelland Transport AG in Birmensdorf ZH, an der sein Vater eine namhafte Beteiligung hält. Ganz aus dem Weg gehen wollen sich die Brüder aber auch in Zukunft nicht. Sie besitzen beide je 40 Prozent Anteile an der Giezendanner Transport AG, in deren Verwaltungsrat der Ältere nun Einsitz nehmen wird.

Ulrich Giezendanner sagt, er sei froh, dass es zu dieser Lösung gekommen ist: «Ich habe meinen Frieden wiedergewonnen.»

Benjamin will in den Nationalrat

Dass die Junioren aus der vertrackten Situation herausgefunden haben, ist auch für die Aargauer SVP von Bedeutung: Benjamin hat angekündigt im nächsten Jahr für den Nationalrat zu kandidieren. Er gilt als Hoffnungsträger der Partei. Seit 2001 sitzt er – ursprünglich jüngster Aargauer Grossrat aller Zeiten – im Kantonsparlament; letztes Jahr fungierte er im Amt des Parlamentspräsidenten gar als höchster Aargauer.

Die SVP-Sektion des Kantons möchte eine Verjüngung, kämpft derzeit jedoch mit Personalproblemen: Luzi Stamm (65) und Maximilian Reimann (76) haben noch immer nicht erklärt, ob sie im Oktober nochmals antreten wollen. Reimann kündigte zwischenzeitlich an, er wolle sich auf eine eigene Seniorenliste setzen.

Das Letzte, was die Partei daher jetzt brauchen kann, ist ein Konflikt in der wichtigsten SVP-Familie des Kantons. Dass sich die Giezendanners zusammenraufen konnten, dürfte deshalb nicht nur den Clan in Rothrist freuen.

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