Ab kommenden Dienstag heisst es für die drei Bundesratskandidatinnen und den Bundesratskandidaten: Farbe bekennen!
Am 27. November und 3. Dezember müssen Karin Keller-Sutter (54, FDP), Viola Amherd (56, CVP), Heidi Z'graggen (52, UR) und Hans Wicki (54, NW) vor den anderen Fraktionen Red und Antwort stehen: zu aktuellen politischen Themen und zu Schwerpunkten, die sie in der Landesregierung setzen wollen.
Matchentscheidende Anhörungen
Die Hearings sind matchentscheidend für die Wahl am 5. Dezember. Die Kandidatinnen und Kandidaten werden daher von ihren Parteien minutiös auf die Auftritte vorbereitet.
Besonders neugierig sind die Parlamentarier auf Z'graggen, denn die Urner Justizdirektorin ist im Gegensatz zu ihren Konkurrentinnen ein unbeschriebenes Blatt unter der Bundeshauskuppel.
Doch die Bundesratswilligen müssen nicht nur bei den Fraktionen antraben. Auch die Bauern veranstalten seit Jahren Anhörungen mit den Kandidaten. Die einflussreiche Landwirtschaftslobby in der Bundesversammlung prüft, wie bauernfreundlich die Papabili sind.
Und nun kommt noch eine weitere Anhörung dazu: Alliance F, der Dachverband der Frauenorganisationen, hat die vier ebenfalls vorgeladen. Am kommenden Donnerstag werden sie auf Herz und Nieren geprüft.
Lohngleichheit und Vaterschaftsurlaub
«Wir wollen die Meinungen und Absichten der Bundesratskandidatinnen und des Bundesratskandidaten zu aktuellen gleichstellungspolitischen Themen erfahren», sagt Co-Präsidentin Kathrin Bertschy (39). Als Beispiele nennt die Berner GLP-Nationalrätin die Lohngleichheit, die angestrebte Personalpolitik im Departement und den Vaterschaftsurlaub.
«Frau Keller-Sutter hat beispielsweise Ja zum Vaterschaftsurlaub gesagt. In Interviews zweifelt sie diese Massnahme nun wieder an, verlangt aber gleichzeitig, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert werden muss», sagt Bertschy. «Da wollen wir wissen: Wie genau denn?»
Extra-Hearings stossen auf Kritik
Unumstritten ist die Anhörung nicht – findet ausgerechnet eine Frau. Rosmarie Quadranti (61), BDP-Fraktionschefin und Co-Präsidentin der parlamentarischen Frauengruppe, sagt: «Dieses Mal ist es so gut wie sicher, dass zwei Frauen in den Bundesrat gewählt werden. Daher sollten Hearings und entsprechende Empfehlungen Sache der Fraktion sein.» Eine extra Frauen-Anhörung brauche es nicht.
Bertschy widerspricht: «Natürlich stehen die Kandidatinnen auch in den Fraktionen Red und Antwort. Doch Gleichstellungsthemen werden es dort schwer haben – einfach, weil die Zeit fehlt.» Und das könne man im Alliance-F-Hearing nachholen.