Experte rechnet mit Duro-Sanierung für 558 Mio ab
«Ein grün angemaltes Fahrzeug reicht!»

Verteidigungsminister Guy Parmelin und der Rüstungskonzern des Bundes Armasuisse halten daran fest: 2220 Duro-Transporter sollen für 558 Millionen Franken total erneuert werden. Jetzt sagt ein Generalstab-Anwärter und Duro-Experte, warum er diese Investition falsch findet.
Publiziert: 03.03.2016 um 09:05 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 10:50 Uhr
2220 Duro-Geländetransporter sollen für insgesamt 558 Millionen Franken generalüberholt werden. Das sind 250'000 Franken pro Fahrzeug. Bei der Anschaffung vor 20 Jahren kostete ein Duro rund 140'000 Franken.
Foto: KEYSTONE/Gaetan Bally

Seit der «SonntagsBlick» Ende Juli 2015 bekannt machte, dass das Verteidigungsministerium und die bundeseigene Rüstungsfirma Armasuisse planen, Duro-Transporter der Schweizer Armee zum fast doppelten Betrages des Kaufpreises «generalüberholt» werden sollen, wird über die Sinnhaftigkeit dieses Projekts gestritten. Auch deswegen weil die Lieferfirma Mowag die Studie selber machen durfte, ob sich eine Generalüberholung lohnt und diese nun auch ausführen soll. 250'000 Franken kostet die Sanierung pro Fahrzeug. Bei der Anschaffung vor 20 Jahren kostete der Duro pro Fahrzeug rund 140'000 Franken.

Letzte Woche machte der BLICK publik, dass die Firma Aebi bereit wäre, die Aufrüstung der 2220 Duro-Geländefahrzeuge, über die der Ständerat nächste Woche entscheidet, für 100 Millionen Franken weniger durchzuführen. SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner forderte damals: «Stoppen Sie diese Verschwendung, Herr Parmelin!»

In der heutigen Ausgabe der «Basler Zeitung» äussert sich ein Mann, der nicht nur in der Schweizer Armee über praktische Erfahrung im Unterhalt der Duro-Flotte verfügt. Dies, weil er als Motorfahrer und Kopaniekommandant jahrelang eine Battalionswerkstatt geführt hatte. Generalstab-Anwärter Mathias Gräzer hat im Zusammenhang mit dem Projekt viele eigene Berechnungen angestellt und sieht es darum sehr kritisch.

Gegenüber der Zeitung sagt Gräzer klar: «Mein Misstrauen begründet sich darin, dass ich die beiden Verwendungszwecke des Duros kenne: Einerseits wird er für Mannschafts-, andererseits für Materialtransporte eingesetzt. Dafür benötigt die Schweiz nicht mehr einen Lastwagen, der auf die Bedürfnisse der Armee 61 zugeschnitten ist.» Heute reiche ein Serienfahrzeug, das man grün anmale, bei weitem aus. Gräzer sagt im Interview weiter, dass man für die Hälfte des Geldes 3000 Transporter ab Stange kaufen könne. Dies zeige ein Blick in die Listenpreise grosser Anbieter von solchen Fahrzeugen.

Auf die Gegenfrage, dass solche Transporter laut Armasuisse für die Zufahrten zu abgelegenen Schiessplätzen nicht geeignet seien, sagt Gräzer: «In aller Regel werden auf Schiessplätzen in den Bergen Gefechtsschiessen durchgeführt. Das Reglement schreibt zwingend vor, dass die übenden Einheiten über ein Sanitätsfahrzeug verfügen müssen.» Und dieses Sanitätsfahrzeug sei auf einem Mercedes Sprinter aufgebaut. Für Gräzer ist klar: «Das bedeutet also: Auf einem militärischen Ausbildungsgelände, das ein Sprinter nicht mehr zu erreichen vermag, dürften eigentlich gar keine Übungen mehr stattfinden.» Das sei doch absurd. Und: «Übrigens muss ich schmunzeln, wenn ich daran denke, wie der Fourier jeweils zur Mittagszeit mit dem Fiat Scudo an allen Standorten das Essen ausliefert.»

Er könne sich nicht erklären, sagt Gräzer, warum die Sicherheitspolitische Kommission des Ständerates keine Vorbehalte gegenüber dem Duro-Projekt hege und trotz aller Zweifel in der Öffentlichkeit Grünes Licht für das teure Projekt gegeben habe. (eis)

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